Erst nutzten Raubritter den „Kuhstall“, dann kamen die Touristen


Seit Beginn des 19. Jahrhunderts strömen Touristen zum „Kuhstall“. Aus heutiger Sicht benahmen sich einige von ihnen daneben: Sie kratzten ihre Namen in die Wände des Felsentors oder schwärzten sie mit Ruß.

Nach einem Kuhstall sieht das zweitgrößte Felsentor des Elbsandsteingebirges nicht aus. In einem mächtigen Felsen klafft das Loch – 11 Meter hoch, 17 Meter breit und 24 Meter tief. Wer hindurchschreitet, erhält dahinter einen weiten Panoramablick auf die Hintere Sächsische Schweiz.

An der Seite führt ein kurzer Tunnel in die Steinwand. Von dort gelangt man auf der „Himmelsleiter“ – eine schmale Metalltreppe – durch einen Felsspalt auf ein 27 Meter hohes Plateau. Neben einem weiteren Aussichtspunkt sind dort die spärlichen Reste der Burg Wildenstein zu sehen.

Vieh im Kuhstall

Im 15. Jahrhunderte beherrschte die Anlage, die wie der Kuhstall auf dem Neuen Wildenstein liegt, diesen Teil der Sächsischen Schweiz. Legenden zufolge diente das Felsentor den Bewohnern der Dörfer und ihren Tieren im Dreißigjährigen Krieg als Zufluchtsort, um Plünderungen zu entgehen.

Eine alternative Erklärung lautet: Die Burgbewohner, die mit der Zeit zu Raubrittern wurden, stahlen Vieh in der Umgebung und versteckten es in der Felsöffnung. Die volkstümliche Bezeichnung „Kuhstall“ soll aus dieser Zeit stammen.

Die Aufnahme zeigt Touristen im Jahr 1900.
(Bildnachweis: unbekannter Urheber, gemeinfrei, abrufbar via Library of Congress)

Nach der Erschließung der Sächsischen Schweiz durch Wilhelm Leberecht Götzinger entwickelte sich der Kuhstall im früheren 19. Jahrhundert zu einer Sehenswürdigkeit. Mehr und mehr Touristen kamen in das Elbsandsteingebirge. Der bis heute existierende „Malerweg“ wurde angelegt. Er führt seitdem auch zum Kuhstall.

Im Jahr 1819 sah der Sohn von Johann Wolfgang von Goethe, August von Goethe, die Öffnung mit eigenen Augen. Er hielt anschließend fest: „Eine freundliche Bewirthung mit Bier, Erdbeeren, Limonade u. Rum machten diesen Punct auch zu einem Erholungsplatz für den hungrigen und ermüdeten Körper.“ Seit 1824 befindet sich eine Bergwirtschaft neben dem geologischen Denkmal, die immer mehr erweitert wurde.

Bekannt über die Sächsische Schweiz hinaus

Mit Eröffnung der Kirnitzschtalbahn im Jahr 1898 ist der Kuhstall noch einfacher zu erreichen. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Der Kuhstall dürfte einer der meistbesuchten Orte der Sächsischen Schweiz sein. Kurios: Die Spuren, die die früheren Besucher hinterließen, sind inzwischen zu einem Teil der Sehenswürdigkeit geworden. In den Felswänden sind alte Inschriften und Jahreszahlen eingeritzt oder mit Ruß geschwärzt.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichtsfaktor: ★★★☆☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ★★☆☆☆


Besichtigung

Es gibt zahlreiche Wandermöglichkeiten in der Gegend, die sich zudem kombinieren lassen. An dieser Stelle wird die einfachste Variante – ein Rundweg – vorgestellt.

Strecke: 3 Kilometer

Dauer: 90 Minuten

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: immer



Wegbeschreibung

Anreise: Von Bad Schandau kommend der Kirnitzschtalstraße folgen (einfach zu erkennen an den Straßenbahnschienen). An der Endstation der Kirnitzschtalbahn „Lichtenhainer Wasserfall“ auf den kostenpflichtigen Parkplatz.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Über die kleine Brücke und links dem Flusslauf folgen. Der Weg führt anschließend aufwärts und ist gut ausgeschildert. Schließlich gelangt man zum Kuhstall sowie zur Himmelsleiter. Auf dem Plateau sind klägliche Reste der Burg Wildenstein zu sehen. Anschließend geht es eine Treppe hinab und dann den roten Markierungen folgen. Eine genauere Beschreibung ist in den Links zu finden.

Hinweise: Der Kuhstall dürfte zu den beliebtesten Orten in der Sächsischen Schweiz gehören. Entsprechend viel ist los. Es empfiehlt sich besonders früh oder spät anzufahren, gerade an Sommerwochenenden.


Weitere Informationen

Stand: 30.7.2020