Kriegsheld auf Pfoten: Das abenteuerliche Leben des Schiffshunds Bamse

Das Bamse-Denkmal in der schottischen Stadt Montrose
Das Bamse-Denkmal in der schottischen Stadt Montrose (Foto: Wikipedia/Colin Smith/CC BY-SA 2.0)

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hund Bamse zum Maskottchen der norwegischen Marine. Mit einem Minenräumboot fuhr er mit auf See. Und im Hafen passte der Bernhardiner auf die Besatzung auf.

Das Leben des Schiffshunds Bamse gleicht einem Märchen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der unerschrockene Bernhardiner zu einer Ikone der Norwegischen Exilarmee. Nach seinem Tod erhielt er im schottischen Montrose eine Bestattung mit militärischen Ehren. Im Jahr 2006 wurde dort eine lebensgroße Statue des Hunds errichtet, 2009 folgte eine weitere in Norwegen. Etwas viel Ehre für einen Hund, mag man meinen. Jedoch genoss das Tier zu Lebzeiten großes Ansehen, auch aufgrund seiner Taten.

Die Geschichte von Bamse beginnt mit seiner Geburt im Jahr 1937. Erling Hafto, ein Angehöriger der norwegischen Marine, kaufte den Welpen, den er mit in seine Heimatstadt Honningsvag nahm. Zur Freude seiner Kinder, die mit dem Tier in tiefer Freundschaft verbunden waren. Vermutlich entwickelte Bamse damals bereits seine Angewohnheit, auf die ihm Anvertrauten aufzupassen. Zuverlässig wachte er über die Kinder, wenn die Eltern außer Haus waren.

Stahlhelm für Bamse

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs übernahm Hafto das Kommando über das Patrouillenboot „Thorod“, einem alten Walfangschiff. Bamse begleitete ihn. Der beträchtliche Hund war in der am 9.2.1940 ausgestellten Besatzungsliste als Schiffshund vermerkt. Bamse erhielt an Ober- und Unterdeck einen eigenen Platz und fuhr mit der Thorod hinaus aufs Meer, um Frachterkonvois zu eskortieren.

Als Deutschland mit der Operation Weserübung den Krieg gegen Norwegen begann, griffen Kampfflugzeuge die Thorod an. Während des Gefechts wich Bamse dem feuernden Kanonenschützen an Bord nicht von der Seite, um gleichzeitig die anfliegenden Flugzeuge anzubellen. Ein gefährliches Unterfangen. Die Besatzung, für die das Tier spätestens zu diesem Zeitpunkt ein verlässlicher Gefährte geworden war, fertigte deswegen einen Stahlhelm für ihn an.

Über den Durst getrunken

Im Juni 1940, kurz vor der Niederlage Norwegens, rettete sich die Thorod in den Hafen der schottischen Stadt Dundee. Zusammen mit drei anderen norwegischen Schiffen gehörte es zu einer Minenräumer-Einheit. Im Hafen von Port Edgar erfolgte daher der Umbau zum Minensuchboot. An diesem Ort begegnete Bamse zahlreichen Matrosen anderer Schiffsbesatzungen. Die Präsenz des Bernhardiners sprach sich herum.

In Port Edgar begann Bamse mit seinen Kontrollgängen, für die er bekannt werden sollte, so die Überlieferung. Er soll die Männer pünktlich zur Sperrstunde aus dem Pub abgeholt und zum Schiff begleitet haben. Unkooperative Zeitgenossen soll er aus der Tür geschoben haben, genauso wie er Betrunkenen beim Gehen geholfen haben soll. Für die Schiffsbesatzung war der aufmerksame Hund inzwischen nicht nur ein Maskottchen. Er war wichtig für Moral und Selbstvertrauen.

Die Autoren Angus Whitson und Andrew Orr beschreiben das ungewöhnliche Leben von Bamse in dem Buch "Sea Dog Bamse: World War II Canine Hero"
Die Autoren Angus Whitson und Andrew Orr beschreiben das ungewöhnliche Leben von Bamse in dem Buch „Sea Dog Bamse: World War II Canine Hero“ (Verlag: Birlinn General, ISBN: 9781841588490).

Bei ihren Einsätzen fuhr die Thorod hinaus in das Meeresgebiet zwischen Dundee und Aberdeen. Die Aufgabe bestand darin, die Seewege von Minen freizuhalten. Es gab aber auch wochenlange Einsätze, die das Minensuchboot bis zu den Shetlandinseln führten, als Eskorte für sowjetische Schiffskonvois.

Zwischen den Einsätzen lag das Schiff immer wieder im Hafen. Dort soll Bamse weiterhin seinen Mann bzw. Hund gestanden haben. Als beispielsweise ein Matrose von einem Angreifer mit einem Messer attackiert wurde, sprang er den Widersacher an. Von dem schweren Hundekörper getroffen, stürzte der Angreifer in das Hafenbecken.

In einer anderen Situation soll Bamse einem betrunkenen Seemann, der unfreiwillig ins Wasser gestürzt war, mutig hinterhergesprungen sein. Als er den Mann erreicht hatte, machte er mit lautem Bellen die Umgebung auf sich aufmerksam.

Bestattung mit militärischen Ehren

Im Jahr 1942 wurde die Thorod in die schottische Stadt Montrose verlegt. Von dort war das Einsatzgebiet schneller zu erreichen. Im Hafen wurden Bewohner und Seemännern schnell auf das gesellige Tier aufmerksam. Insbesondere wenn die Thorod in den Hafen einlief und an Deck ein riesiger Hund mit Marinekappe auf dem Kopf saß. Dies machte sicherlich Eindruck, zumal Bamse damals bereits als Maskottchen der Norwegischen Exilarmee galt. Gleichzeitig schätzten die einheimischen Schotten das Tier, das sie mit den ausländischen Soldaten verband.

Am 24.7.1944 starb Bamse eines natürlichen Todes, vermutlich an Herzschwäche. In Montrose erhielt er ein eigenes Grab. Die Mannschaften der Thorod und von sechs anderen Schiffen bestatteten ihn mit militärischen Ehren. Rund 800 Menschen sollen anwesend gewesen sein, darunter viele Stadtbewohner.

Nach dem Krieg besuchten norwegische Kriegsschiffe immer wieder Montrose, um ihrem verstorbenen Kameraden zu gedenken. Im Jahr 2005 wurde in der Stadt eine Bronzestatue errichtet, die Bamse lebensgroß nachgebildet ist. Seit 2009 steht ein Duplikat in Honningsvag. Das Leben des Schiffshunds Bamse war kein Märchen, dafür sicherlich außergewöhnlich.


Bewertung und Besichtigung

Disclaimer: Diesen Ort habe ich nicht persönlich besucht, daher verzichte ich auf Bewertung und Hinweise für die Besichtigung.



Wegbeschreibung

Statue: Montrose liegt zwischen Aberdeen und Dundee. Die Statue befindet sich an der Wharf Street, Ecke Bridge Street an der Küstenpromenade. Dort befindet sich auch die Bushaltestelle „Bamse Statue“.

Grab: Das Grab von Bamse befindet sich fußläufig von der Statue entfernt. Um es zu erreichen, zur kurzen Jack Smith Road gehen und dort bis an deren Ende. Von dort am Zaun entlang ungefähr 50 Meter.

Hinweis: Eine identische Bamse-Statue steht in Norwegen an der Adresse: Holmen 4B, 9750 Honningsvåg.


Weitere Informationen

Stand: 21.6.2021