Die älteste Moschee Deutschlands steht in Berlin-Wilmersdorf. Das dem Taj Mahal nachempfundene Gotteshaus sollte der Missionierung dienen. Im Dritten Reich kollaborierte die Gemeinde mit den Nazis.
Eine der ältesten und schönsten Moscheen Deutschlands befindet sich in Berlin-Wilmersdorf. Abseits der trubeligen Hauptstraßen zeigt sich das weiße Gebäude mit der silbernen Kuppel. Die Fassade geschmückt mit Verzierungen. An der Seite stehen zwei Minarette, 32 Meter hoch. Mit ihrer Erscheinung, die an das Taj Mahal erinnern soll, fällt die Wilmersdorfer Moschee auf und fügt sich doch in die Umgebung ein.
Die Moschee gehört einer muslimischen Gemeinde, die der Gemeinschaft der „Lahore-Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens“ (AAIIL) angehört. Sie hat ihren Ursprung in Britisch-Indien. Diese gründete die Berliner Gemeinde 1922 als „Berlin Muslim Mission“. Deren Aufgabe war es, den islamischen Glauben in Deutschland zu verbreiten. Diesem Zweck diente auch die Moschee in Wilmersdorf. Nach dreijähriger Bauzeit wurde sie 1928 eröffnet. In der Anfangszeit viele deutsche Konvertiten in der Moschee.
Im Dritten Reich musste die Gemeinde ein gefährliches Spiel spielen. Einerseits kooperierte sie mit den Nationalsozialisten. So nutzten die Machthaber die Moschee für Propaganda-Veranstaltungen. Auf Einladung der SS besuchte beispielsweise Mohammed Amin al-Husseini das Gotteshaus. Der Großmufti von Jerusalem – ein bekennender Judenhasser und Nationalist – paktierte mit dem NS-Regime.
Andererseits setzten sich Gemeindemitglieder heimlich für Menschen jüdischen Glaubens ein. Sie halfen beispielsweise Hugo Marcus, dem Geschäftsführer der Gemeinde, ein Konvertit und ehemals jüdisch. Die Gemeinschaft griff ihm bei seiner Flucht aus Nazi-Deutschland unter die Arme.
Notdürftig repariert
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Wilmersdorfer Moschee schwer beschädigt. In der Schlacht um Berlin positionierte die Wehrmacht MG-Nester auf den beiden Minaretten. Von der erhöhten Position aus nahmen sie die vorrückende Roten Armee unter Feuer. Die Sowjet-Soldaten schossen daraufhin mit großen Kalibern auf die Türme. Sie stürzten in sich zusammen. Das Haupthaus erlitt einen Artillerietreffer.
Nach dem Krieg wurde das Gotteshaus notdürftig instandgesetzt. 1952 wurde die Moschee offiziell wiedereröffnet. Seit 1993 steht der Bau unter Denkmalschutz. Es folgten Renovierungsarbeiten. Zwischen 1996 und 2001 wurde ursprüngliche Zustand des Hauptgebäudes wiederhergestellt. Die beiden Minarette, von denen im Krieg nur Stümpfe übriggeblieben waren, wurden aufgebaut.
Religiöses Nischendasein
Inzwischen ist die Wilmersdorfer Moschee wieder der Mittelpunkt der AAIIL in Deutschland. Das Ziel der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung, den Islam in Berlin zu verbreiten, wurde Experten zufolge jedoch nicht erreicht. Die Zahl der deutschen Konvertiten war jeher gering.
Zu den Besuchern des Gotteshauses zählen daher vor allem ausländische Muslime. Deren Zahl soll gering sein. Mit der muslimischen Mehrheit in Deutschland, die türkisch und arabisch geprägt ist, gebe es keine Berührungspunkte.
Bewertung
Erlebnis: ★★★★☆
Atmosphäre: ★★★★★
Geschichtsfaktor: ★★★☆☆
Landschaft: ☆☆☆☆☆
Abgeschiedenheit: ★☆☆☆☆
Abenteuer: ☆☆☆☆☆
Besichtigung
Strecke (Rundweg): –
Dauer (Fußweg): –
Kondition: –
Schwierigkeit: –
Gefahren: –
Beste Jahreszeit: –
Wegbeschreibung
Anreise: Von der Berliner U-Bahn-Station „Fehrbelliner Straße“ in südliche Richtung 500 Meter gehen bis zur Brienner Str. 7/8 (10713 Berlin).
Start und Ziel: –
Weg: –
Hinweis: In unmittelbarer Nähe befindet sich an der Berliner Straße eine Russisch-orthodoxe Kirche (Hohenzollerndamm 166, 10713 Berlin).
Weitere Informationen
Stand: 15.5.2021