Warschau: Im Fort Bema diente der Retter von Władysław Szpilman („Der Pianist“)


Das Fort Bema gehörte zur mächtigen „Festung Warschau“, errichtet von Russland im 19. Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkriegs war dort der Retter von Władysław Szpilman („Der Pianist“) stationiert.

Das Fort Bema war Teil der „Festung Warschau“ aus dem 19. Jahrhundert. Mit ihr wollte das Russische Kaiserreich die Stadt militärisch absichern, das damals um die Vorherrschaft in Europa rang. Warschau gehörte damals zu Russland. Die Festung bestand aus zahlreichen Bauwerken. Im Mittelpunkt befand sich die um 1832 errichtete Zitadelle. Ab dem Jahr 1883 entstand ein zusätzlicher Außenring, bestehend aus 18 Forts, vor allem auf der Westseite der Weichsel. Zwischen 1886 und 1890 folgte der innere Befestigungsgürtel. In und um Warschau wurden neben der Zitadelle insgesamt 36 Fortifikationen errichtet.

Im heutigen Stadtbezirk Bemowo befanden sich vier Forts, wobei drei zum Außenring gehörten und nur das Fort Bema in den inneren Verteidigungsgürtel eingegliedert war. Das Bauwerk hieß damals noch Fort Parysow (oder kurz: Fort P), abgeleitet vom Namen des Dorfs Parysow nördlich der Festung. Die Bezeichnung Fort Bema war ab dem Jahr 1921 geläufig.

ge Festungsgürtel in und um der Stadt Warschau  (Foto: Infotafel)
Der einstige Festungsgürtel in und um der Stadt Warschau (Foto: Infotafel)

Auf der Vorderseite bestand das Bauwerk aus zwei Erdwällen. Der äußere und tiefer gelegene Wall war für die Infanterie vorgesehen, die den umlaufenden Wassergraben und den vorderen Nahbereich verteidigen sollte. Der innere und höhere Erdwall gehörte der Artillerie, die den weiteren Vorraum unter Feuer nehmen sollte. Im Inneren des Forts befanden sich zwei Kasernengebäude, ein Munitionsmagazin und fünf Kommunikationstunnel.

Der Zugang zum Fort war nur über eine Zugbrücke über den Graben auf der Rückseite möglich. Im Jahr 1890 wurden die Gebäude der Festung Warschau und damit auch das Fort Bema mit Betondecken verstärkt.

So sah das Fort einst aus  (Foto: Infotafel)
So sah das Fort einst aus (Foto: Infotafel)

Die Fortschritte in der Artillerie-Technik ließen den militärischen Wert der Festung um die Jahrhundertwende rapide sinken. Die russische Armee entschied im Jahr 1909, die Besatzung abzuziehen und nur Wachen zurückzulassen. Im Ersten Weltkrieg wurde die Festung kurzzeitig wieder wichtig bei der Verteidigung von Warschau. 1915 zogen sich die russischen Truppen zurück. Das deutsche Militär nutzte während der dreijährigen Besatzungszeit die Kasernen und Lagerhallen.

Nach dem Krieg wurden die Forts von der polnischen Armee zerstört oder umfunktioniert. Das Fort Bema diente bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als Munitionsfabrik. Dafür wurden die inneren Wälle eingeebnet. Gleichzeitig errichtete man ein Lagerhaus sowie Fabrikgebäude hinter der Festung.

Wehrmacht-Sportschule und Legia Warschau

Nach der polnischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg übernahm die Wehrmacht das Fort Bema. Darin entstand ein deutsches Militärlager, das mit zusätzlichen Wachbunker abgesichert wurde. Später diente das Fort als Krankenlager sowie als Sportschule. Ihr Leiter war der Offizier Wilm Hosenfeld, der später heimlich mehrere Juden rettete. Darunter befand sich der Musiker Władysław Szpilman (sein Schicksal wurde von Regisseur Roman Polanski verfilmt in „Der Pianist“).

In der Nachkriegszeit gehörte die Befestigung zum Militärflughafen in Bemowo und wurde weiter militärisch genutzt. In den 1980ern zog der Sportverein „Legia Warschau“ auf das Gelände. Seit 1999 gehört es der Gemeinde. Sie ließ im und um das Fort einen Erholungspark errichten, in die sich die Ruinen harmonisch einbetten. Ein Teil der erhaltenen alten Gebäude kann frei betreten werden. Das Fort Bema gilt als das am besten erhaltene Bauwerk des inneren Verteidigungsrings.

Auf einem historischen Kartenausschnitt ist das Fort Bema eingezeichnet.
Auf einem historischen Kartenausschnitt ist das Fort Bema eingezeichnet (Foto: Infotafel)

Bewertung

Erlebnis: ★★★★☆

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichte-Faktor: ★★★★☆

Landschaft: ★★★★☆

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung

Das Fort Bema liegt etwas abseits des Zentrums, ist aber mit der Tram in Kombination mit der Buslinie 197 gut zu erreichen (z.B. Haltestelle „Fort Bema“). Die Parkanlage und die Festungsreste lassen sich gemütlich innerhalb von 45 Minuten erkunden. Im Sommer lädt der Park zu einem Picknick ein.


Stand: 15.8.2021