Die Medingschanze machte aus dem Ersten Weltkrieg eine Schützengraben-Show


Der Erste Weltkrieg als Freizeitattraktion: Die Medingschanze lockte einst bei Halberstadt die Bevölkerung in ein nachgebautes Schützengraben-System. Im Vergleich zum Original an der Westfront in Flandern gab es jedoch einige Unterschiede.

Die Medingschanze bezeichnet einen bei Halberstadt im Jahr 1916 erbauten Schau-Schützengraben, der der Bevölkerung eine Vorstellung vom damals tobenden Stellungskampf im Ersten Weltkrieg geben sollte. Gleichzeitig wurden mit dem Eintrittsgeld Kriegsveteranen und Kriegswitwen finanziell unterstützt. Initiator und Namensgeber war Hauptmann Werner von Meding, unter dessen Leitung der Bau in den Halberstädter Bergen entstand – einem beliebten Naherholungsgebiet.

Die Schanze orientiert sich in ihrem Aufbau an der Kriegsrealität an der Westfront in Flandern. Sie besteht aus drei hintereinander angelegten Grabensystemen:

  • In „Feindrichtung“ verläuft der Kampfgraben auf der Vorderkante des Hügelplateaus, unregelmäßig unterbrochen mit Schulterwehren gegen flankierenden Beschuss. Dahinter folgen im Zickzackverlauf die Verbindungsgänge, die rückwärts führen.
  • Die zweite Verteidigungslinie besteht aus einem zum Krampfgraben parallel verlaufenden Graben, auch Verkehrsgraben genannt. Im heutigen Gelände lassen sich noch Spuren von Unterständen und Stellungen für schwere Waffen finden.
  • Ein dritter Reservegraben, auch Hinterhangstellung genannt, schließt das Stellungssystem ab.

Geradezu luxuriös

Die gesamte Anlage wurde zur besseren Anschaulichkeit gegenüber dem Original in der Tiefe stark verkürzt. In der Realität lagen jeweils 50 bis 100 Meter zwischen den Grabenlinien, an der Medingschanze sind es nur 15 bis 30 Meter. Außerdem war die vergleichsweise luxuriöse Ausstattung mit gepflasterter Grabensohle, gemauerten Schützenauftritten und Grabenböschungen aus Trockenmauern unter Gefechtsbedingungen nicht realisierbar.

Im Zentrum der Schanze ließ Meding zudem einen erhöhten Obelisk errichten. Er trägt die Inschrift: „Diesem Sturmlauf ohne gleichen, diesem Sieg der Minderheit, gegen eine Welt von Feinden, türm‘ ein bleibend Ehrenmal.“

Als Denkmal anerkannt

Nach dem Ersten Weltkrieg verfiel die Medingschanze. Später wurde ein Forstweg angelegt, mitten durch die Anlage, die teilweise zugeschüttet wurde. Jedoch sind die Schützengräben noch immer auffallend gut im Gelände zu erkennen.

Im Jahr 2014 wurde die Medingschanze als Baudenkmal in das Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen. Der Grund: Deutschlandweit ist sie als eine damals erstellte authentische Nachbildung eines Kriegsschauplatzes einmalig. Die Medingschanze wurde von 2013 bis 2015 teilweise freigelegt und kleine Abschnitte rekonstruiert.

Auf einer Infotafel ist eine Skizze dargestellt, die die Medingschanze in Originalform zeigt. (Foto: Infotafel)
Auf einer Infotafel ist eine Skizze dargestellt, die die Medingschanze in Originalform zeigt. (Foto: Infotafel)

Bewertung

Erlebnis: ★★☆☆☆

Atmosphäre: ★☆☆☆☆

Geschichte-Faktor: ★★★★☆

Landschaft: ★★★★☆

Abgeschiedenheit: ★★★☆☆

Abenteuer: ★☆☆☆☆


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Besichtigung und Wegbeschreibung

Die Meding-Schanze liegt mitten im Wald bei Halberstadt. Tatsächlich ist es jedoch möglich, sie komfortabel mit dem Auto anzufahren. Dazu der Alten Blankenburger Heerstraße (38820 Halberstadt) in südliche Richtung folgen. An der Gabelung links halten auf die Straße „An der Wartburg“. Am Ende an der T-Kreuzung nach rechts und in 200 Meter erscheint die Meding-Schanze mitsamt Parkmöglichkeit für einige wenige Autos.

Die noch sichtbare Anlage ist verhältnismäßig klein. Es gibt wenig zu entdecken. Interessanter ist der geschichtliche Kontext. Ein Besuch der Schanze bietet sich daher im Rahmen eines Tagesausflugs an, der die vielen anderen interessanten Orte auf der Hügelkette der Halberstädter Berge miteinschließt. Es gibt zahlreiche kleinere Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel: Bismarckturm Halberstadt, Denkmal für gefallene Rotarmisten im Zweiten Weltkrieg, Mausoleum von Graf Ludwig Christoph Spiegel zu Bielenburg, Heinrichshöhe oder Thorstein. In der Umgebung gibt es auch noch den Fünffingerfelsen, Klusfelsen und Teufelskanzel zu entdecken. Sehenswert ist genauso die bedrückende Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge.


Weitere Informationen

Stand: 19.8.2021