Alter St.-Matthäus-Kirchhof: Wo die Brüder Grimm neben Hells Angels und Boxern ruhen


Die Gebrüder Grimm sind in Berlin-Schöneberg bestattet. Den Friedhof teilen sie sich mit weiteren Persönlichkeiten aus Sport, Musik und Wissenschaft. Auf dem Areal gibt es außerdem das erste deutsche Friedhofscafé.

Der „Alte St.-Matthäus-Kirchhof“ liegt unscheinbar neben dem Berliner S-Bahn-Bahnhof Yorckstraße. Mit einem großen Eingangstor empfängt der historische Friedhof seine Besucher. Im Inneren befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Grabmäler, auch von bekannten Persönlichkeiten. 43 Verstorbene haben in 43 Ehrengräbern ihre letzte Ruhe gefunden, um deren Erhalt sich die Stadt Berlin kümmert. Zu sehen gibt es außerdem monumentale Grabanlagen und Mausoleen. Zu den Prominenten, die auf dem Friedhof bestattet sind, gehören beispielsweise:

  • Jacob und Wilhelm Grimm, „Brüder Grimm“, Literaten und Märchensammler
  • Rudolf Virchow, Arzt und Politiker
  • Alfred Messel, Architekt
  • Rio Reiser, Musiker
  • Chris Roberts, Schlagersänger
  • Graciano Rocchigiani, Boxer

Die Geschichte des Friedhofs beginnt mit der ersten Bestattung im Jahr 1856, der auf einem früheren Eisenbahngelände in Hanglage eingerichtet wurde. Bereits in den Jahren 1863 und 1866 war der Friedhof zu klein geworden und musste vergrößert werden. 1907 entstand die heutige Barockkapelle als zentrales Bauwerk der Anlage.

Umbaupläne der Nazis

Im Dritten Reich stand der Alte St.-Matthäus-Kirchhof den größenwahnsinnigen Plänen der Nazis im Weg. Sie wollten Berlin zu einer Welthauptstadt umgestalten, bekannt als „Germania“. Von 1938 bis 1939 wurde deswegen ein Drittel der Gräber auf einen anderen Friedhof umgebettet.

Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde die ermordeten Widerstandskämpfer auf dem Friedhof bestattet. Jedoch wurden die Leichen kurz darauf exhumiert und verbrannt. Heutzutage erinnert ein Gedenkstein an die Toten.

Abschnitt speziell für „Sternenkinder“

Anfang der 2000er-Jahre richtete der Verein „Denk mal positHIV e.V.“ eine Grabstätte auf dem Friedhof ein, mit der Menschen gedacht werden soll, die in Folge einer AIDS-Erkrankung verstorben sind. Ebenso entstand ein Bereich für „Sternenkinder“, für verstorbene Kinder.

Eine Kuriosität: Im Jahr 2006 eröffnete Schauspieler Ichgola Androgyn das Café „finovo“. Das direkt am Eingang liegende Kaffeehaus gilt als erstes Friedhofscafé Deutschlands.


Bewertung

Erlebnis: ★★★☆☆

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichtsfaktor: ★★☆☆☆

Landschaft: ★★★★☆

Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆


Besichtigung

Der Friedhof liegt direkt an der S-Bahn-Station „Yorckstraße“.

Strecke: –

Dauer: –

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: –



Wegbeschreibung

Anreise: Berlin

Start und Ziel: Die westlich gelegene S-Bahn-Station „Yorckstraße“ (S1) nach Süden verlassen, in der Unterführung nach links und schon steht der Eingang vor einem.

Weg: –

Hinweise: –


Weitere Informationen

Stand: 5.5.2021