Die uralte Gerichtslaube, die die DDR aus Beton nachbauen ließ


Im Park Babelsberg in Potsdam steht die sogenannte Gerichtslaube. Sie ist eines der ältesten Zeugnisse der mittelalterlichen Rechtsprechung. Das Gebäude entging knapp der Abriss.

Die „Berliner Gerichtslaube“ im Park Babelsberg dürfte seit Jahrzehnten Liebespaaren als romantischer Zufluchtsort dienen. Malerisch sitzt das gotische Gebäude auf der Lennéhöhe, von der man einen schönen Ausblick auf Potsdam hat.

Die Vergangenheit des Bauwerks steht dazu in hartem Kontrast. Heutzutage lässt sich nicht erahnen, dass darin einst ein Gericht tagte, das mitunter Todesurteile sprach. Genauso fern erscheint die Vorstellung, dass das Gebäude an einem anderen Ort stand: im benachbarten Berlin.

Entrüstung in der Bevölkerung

Das zweistöckige Backsteingebäude, im Jahr 1270 errichtet, gehörte einst zum Berliner Alten Rathaus. An die Gerichtslaube angeschlossen waren Galgen und Pranger. Im 17. Jahrhundert wurde die Fassade mit barocken Elementen versehen. Mit dem Bau des Roten Rathauses und dessen Fertigstellung im Jahr 1871, sollte das Gerichtsgebäude abgerissen werden.

Die Pläne sorgten für Entrüstung in der Bürgergesellschaft. Der „Verein für die Geschichte Berlins“ bewirkte, dass das Gebäude abgebaut und im Park Babelsberg wieder aufgebaut wurde. Am neuen Standort wurden weitgehend die Originalteile verwendet.

Nachbildung im Nikolaiviertel

Jedoch wurde das Kreuzrippengewölbe mit damals modernen neogotischen Elementen ergänzt. Die neue, alte Gerichtslaube, die sich als Pavillon präsentiert, wurde Kaiser Wilhelm I. zum Geschenk gemacht. Er soll ein Faible für mittelalterliche Bauwerke gepflegt haben.

Während des Bestehens der DDR kümmert sich niemand um die Gerichtslaube. Sie verfiel. Offenbar waren sich die Machthaber ihrer Bedeutung bewusst. Bei der Neugestaltung des Berliner Nikolaiviertels in den 1980er-Jahren ließen sie dort nämlich eine Kopie der Gerichtslaube errichten. Heutzutage befindet sich in der Nachbildung das Restaurant „Zur Gerichtslaube“.

Nach der Wiedervereinigung wurde der Pavillon in Potsdam rekonstruiert. Im Park Babelsberg lädt das malerische Sandsteingebäude seitdem wieder zum entspannten Verweilen ein. Auch wenn den Besuchern nicht klar sein dürfte, dass sie eines der ältesten Zeugnisse städtischer Rechtsprechung und mittelalterlicher Selbstverwaltung vor sich haben.

Bild: Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte / Michael Lüder [CC BY-NC-SA]

Bewertung

Erlebnis: ★★☆☆☆

Atmosphäre: ★★★☆☆

Geschichtsfaktor: ★★★★☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆


Besichtigung

Frei zugänglich im Park Babelsberg

Strecke (Rundweg): –

Dauer (Fußweg): –

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: –



Wegbeschreibung

In Potsdam erreichbar über mehrere Möglichkeiten, beispielsweise zu Fuß ab Bahnhof Potsdam

Anreise: –

Start und Ziel: –

Weg: –

Hinweise: –


Weitere Informationen

  • keine

Stand: 5.5.2021