Burg Stolpen: Der Brunnenbau im harten Basaltstein dauerte 22 Jahre


Die Burg Stolpen, die auf Basaltstein erbaut wurde, ist bekannt für das Schicksal der Gräfin von Cosel. Die bei August dem Starken in Ungnade gefallene Mätresse war 49 Jahre in der Anlage eingesperrt.

Schneller Aufstieg, tiefer Fall: Anna Constantia von Cosel war kein glückliches Leben beschieden. Dabei war die Mätresse von August dem Starken im Jahr 1706 der Aufstieg in den Adelstand gelungen. Auf seinen Wunsch hin wurde sie zur Reichsgräfin ernannt.

In den folgenden Jahren verschlechterte sich jedoch das Verhältnis zu dem sächsischen Kurfürsten und Herzog. Er fühlte sich von ihr zunehmend bedrängt. Ihm gefiel nicht, dass sie sich fordernd in politische Entscheidungen einmischte. August ließ sie schließlich entmachtet und die Gräfin wurde 1716 auf der Burg Stolpen eingesperrt. 49 Jahre hauste sie dort bis zu ihrem Tod im Jahr 1765.

Erbaut auf Basalt

In der Burgruine ist heutzutage ihrem Leben eine Ausstellung gewidmet. Der Johannesturm, auch „Coselturm“ genannt, in dem sie lebte, kann bestiegen und besichtigt werden. Ebenso das Grab in der Burgkapelle, in dem sie beerdigt ist.

Die Burg Stolpen ist jedoch nicht nur für das Schicksal von Gräfin von Cosel bekannt, sondern auch für ihre besondere Lage. Sie wurde im 13. Jahrhundert auf einem Basaltberg, gelegen an wichtigen Handelswegen, errichtet. Der Basalt wurde als Baumaterial verwendet.

Kontinuierlicher Ausbau

Teilweise stehen die Gebäude selbst auf großen Basalt-Blöcken, deren charakteristische Säulenform an vielen Stellen zu sehen ist. Dies zeigt sich auch im Wort Stolpen, das vom sorbische Wort stołp stammt. Es bedeutet Säule. Das Wort gab der heutigen Stadt, die einst aus einer Siedlung neben der Burg entstand, ihren Namen. 

Die Anlage überstand zahlreiche Belagerungen, beispielweise durch die Hussiten im 15. Jahrhundert. Ihre wichtige Lage, aber auch die Tatsache, dass die Bischöfe von Meißen die Burg zu ihrer Hauptresidenz erkoren, steigerten ihre Bedeutung. Dies war auch der Grund, warum sie im Lauf der Zeit immer weiter ausgebaut und verstärkt wurde. Im 17. Jahrhundert wurde die Burg zunächst in ein wehrhaftes Schloss im Renaissance-Stil, dann zu einer Festung umgebaut.

Die Burg Stolpen auf einem Bild von C. G. Nestler
Der Stich von C. G. Nestler zeigt die Burg Stolpen um das Jahr 1750 (Foto: C. G. Nestler/Public Domain)

Wie für jede Wehranlage kam der Wasserversorgung große Bedeutung zu. In Stolpen wurde deswegen eine ausgeklügelte Förderanlage errichtet, die ab 1563 Wasser auf die Burg pumpte. Die technisch meisterhafte Wasserleitung überwand einen Höhenunterschied von 100 Meter mithilfe einen Wasserradkonstruktion. Allerdings wurde diese Wasserverbindung, außerhalb der Burg gelegen, häufig von Feinden angegriffen.

Deswegen wurde 1609 der Bau eines Brunnens begonnen. 22 Jahre lang arbeiteten sich vier Bergmänner aus Berggießhübel in die Tiefe. In dem harten, zähen Basalt-Naturstein schafften sie nur 4 Meter Tiefe pro Jahr. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1632 ist er mit 84 Metern der tiefste in Basaltstein gehämmerte Brunnen der Welt.

Auf dem Rückzug zerstört

Der Brunnenschacht ist bis heute erhalten geblieben. Weniger gut ist es der gesamten Burg ergangen. Napoleons geschlagene Armee – auf dem Rückzug aus Russland – sprengte 1813 kurzerhand die Burg. In der Ruine sind jedoch zahlreiche Gebäude aus verschiedenen Epochen zu sehen, genauso Türme und Gemäuer. Hinzukommen Ausstellungen.

In Sachsen gilt die Burg Stolpen als historisch bedeutsamer Ort. Dies ist sicherlich angemessen. Man denke nur an die Gräfin von Cosel, die Bischöfe von Meißen oder den verwendeten Basaltstein und den Brunnen. Wer allerdings aufgrund dieser Reputation eine besonders ansprechende Burgruine erwartet, dürfte enttäuscht werden.


Bewertung

Erlebnis: ★★☆☆☆

Atmosphäre: ★★☆☆☆

Geschichtsfaktor: ★★★★☆

Landschaft: ★★★☆☆

Abgeschiedenheit: ★☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆


Besichtigung

Strecke: eigenes Ermessen

Dauer: eigenes Ermessen

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: immer



Wegbeschreibung

Anreise: Stolpen liegt zwischen Pirna und Bischofswerda. In der Nähe befindet sich die Bundesstraße 6. In Stolpen gibt es mehrere Parkplätze.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Die Strecke zur Burg ist ausgeschildert bzw. immer bergaufwärts gehen.

Hinweise: –


Weitere Informationen

Stand: 11.5.2021