NS-Ordensburg Vogelsang: Gute Noten waren für die Nazi-Kaderschmiede irrelevant


In der NS-Ordensburg Vogelsang wollten die Nationalsozialisten die Führungselite der NSDAP ausbilden. Die gigantisch geplante Anlage sollte an eine Burg erinnern. Die Kaderschmiede war jedoch ein Flop.

Die Nazis bauten auch Burgen. Ja, richtig gelesen. Mit massiven, lang gezogenen Häusern und Türmen ähnelten sie zumindest etwas herkömmlichen Burgen. Die NS-Ordensburgen dienten aber nicht dem Schutz, sondern der Indoktrination. Die Nazis schulten dort das zukünftige Spitzenpersonal der NSDAP.

Die Idee zu den Ordensburgen, von denen drei gebaut wurden, geht auf Adolf Hitler zurück. Eine von ihnen ist die NS-Ordensburg Vogelsang. Sie liegt in der Eifel in idyllischer Landschaft. Die frühere Kaderschmiede ist mit rund 100 Hektar Fläche das zweitgrößte erhaltene Nazi-Bauwerk in Deutschland.

Erster Spatenstich für den Bau der Ordensburg Vogelsang (Foto: Bundesarchiv/CC BY-SA 3.0 de)

Die Bauarbeiten begannen in der Eifel im Jahr 1934. Bei der Eröffnung zwei Jahre später bestand die Ordensburg aus zahlreichen Bauwerken, darunter einem Thingplatz. Die Anlage war mit zahlreichen Reliefs in Nazi-Ästhetik geschmückt. Zu dem geplanten Bau einer riesigen Bibliothek, eines Hotels und der größten Sportanlage Europas kam es nicht mehr.

500 NS-Junker zogen für ihre Ausbildung in die Ordensburg Vogelsang ein. Die handverlesenen Männer hatten sich alle in der NSDAP bewährt. Fitness und Abstimmung waren für die Aufnahme wichtig, schulische Leistungen nicht. Der Schulalltag bestand aus Sport und ideologischer Bildung. Hinzu kam eine Ausbildung als Pilot.

Ständig wechselnde Lehrpläne

Schnell zeigte sich, dass dem Curriculum ein durchdachtes Konzept fehlte. Die Lehrinhalte waren unstrukturiert und wechselten daher mehrmals. Von einer Ausbildung, die die Ordensjunker adäquat auf eine Führungsposition vorbereitete, konnte keine Rede sein. Von den Absolventen war kaum einem eine große Karriere vergönnt. Und das nahe Ende des Dritten Reichs machte die Ausbildung ohnehin wertlos.

Neben dem Schulbetrieb diente die Anlage der Selbstdarstellung der Nazis. So gab es regelmäßig Veranstaltungen. Prominente Parteimitglieder ließen sich gerne auf der Ordensburg sehen. Adolf Hitler besuchte mehrmals die Einrichtung.

Adolf Hitler besucht die Kreisleitertagung 1937 auf der Ordensburg Vogelsang (Foto: Bundesarchiv/CC BY-SA 3.0 de)

Mit Kriegsbeginn 1939 stellte die NS-Fortbildungsstätte ihren Betrieb ein. Die Anlage wurde der Wehrmacht unterstellt. Sie hielt Truppenübungen ab. Außerdem diente Vogelsang zweimal als Soldatenquartier vor anstehenden Kriegsoffensiven in Frankreich.

Zeitgleich waren weitere Einrichtungen in den Gebäuden untergebracht. Eine Kranken- und eine Entbindungsstation sowie ein Wehrertüchtigungslager. Angesiedelt waren auch drei Adolf-Hitler-Schulen. Dies waren Internate, die als Erziehungsanstalten der Nationalsozialisten fungierten. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs kam es zu Luftangriffen. Mehrere Gebäude gingen verloren.

Nutzung als Truppenübungsplatz

Ab 1946 diente das Gelände zunächst dem britischen, dann dem belgischen Militär als Truppenübungsplatz. Es entstand eine Kaserne und zahlreiche weitere Gebäude des „Camp Vogelsang“. Die Belgier rekonstruierten zudem die im Krieg zerstörten Gebäude der NS-Ordensburg, von nationalsozialistischen Symbolen natürlich abgesehen.

Seit 2005 wird das Areal nicht mehr militärisch genutzt. Die Organisation „Vogelsang IP“ kümmert sich um den Erhalt der Gebäude und des Geländes, das wieder frei zugänglich ist. Es arbeitet ebenso an Konzepten für die zukünftige Nutzung. Zumindest eine neue Funktion gibt es bereits. Eine Dauerausstellung erklärt Besuchern die Geschichte der NS-Ordensburg Vogelsang.

Dieses im Museum ausgestellte Bild zeigt, welches Selbstbild die Nazis auf der NS-Ordensburg offensichtlich hatten.

Bewertung

Erlebnis: ★★☆☆☆

Atmosphäre: ★★★☆☆

Geschichtsfaktor: ★★★★★

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★★★☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆


Besichtigung

Strecke: nach eigenem Ermessen

Dauer: nach eigenem Ermessen

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: immer



Wegbeschreibung

Anreise: Der Ort befindet sich an der Landstraße 266 nordwestlich von Schleiden-Morsbach. Die Schranke passieren (die Einfahrt und das Parken auf dem großen Areal ist kostenpflichtig) und nach zwei Kilometern auf einen der Parkplätze fahren.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Kurzer Spaziergang zum Museum. Anschließend kann das Areal erkundet werden.

Hinweise: keine


Weitere Informationen

Stand: 11.5.2021