Checkpoint Bravo in Dreilinden: Die DDR ließ eine lästige Autobahn kurzerhand verlegen

An der früheren Grenze zwischen DDR und BRD gab es den Checkpoint Bravo in Berlin gleich zwei Mal. Dies war dem Verlauf einer Autobahn geschuldet. Die DDR ließ die Strecke später verlegen. Auf dem Gelände sind daher interessante Reste dieser Zeit zu sehen. Ein Überblick.


1. Die abgebaute Autobahn-Strecke

An der südwestlichen Grenze von Berlin zu Brandenburg verlief einst eine Autobahn. Die Piste, erbaut einst als Reichsautobahn 51, stellt ab 1940 eine Verbindung zum Berliner Ring her. Die Straße umrundete den Ort Dreilinden und durchschnitt dabei ein Waldgebiet. So weit, so normal.

Dieser Streckenabschnitt gewann mit der deutsch-deutschen Teilung an politischer Relevanz. Die Autobahn diente dem Transitverkehr von West-Deutschand nach Berlin und umgekehrt. Westdeutsche Autofahrer fuhren also auf DDR-Gebiet. Das Problem aus DDR-Sicht: Die alte Autobahn ignorierte die neue Grenzlinie.

Wirrwarr der Territorien

Aus dem Norden kommend verließ die Strecke West-Berlin und führte im Bereich Dreilinden durch die DDR. Nach der Teltowkanalbrücke erreichte die Autobahn die Siedlung „Albrechts Teerofen“. Sie lag auf einem schmalen Streifen, der wieder zur Bundesrepublik gehörte und der wie ein Stift in die DDR hineinragte. Dort hatten die West-Mächte den Kontrollpunkt Dreilinden positioniert. Direkt dahinter folgte der endgültige Grenzübertritt und der Kontrollpunkt der DDR in Drewitz.

Dem DDR-Regime war der Streckenverlauf ein Dorn im Auge. Schließlich hatten Westdeutsche, die vom Süden kommend in den Kontrollpunkt einfuhren, bereits die Bundesrepublik erreicht. Die Piste führte jedoch anschließend erneut über DDR-Gebiet bis zur Stadtgrenze.

Mit Mauern versperrt

Die Autobahn wurde daher zwischen 1969 und 1972 in diesem Bereich verlegt. Der neue Abschnitt umging Albrechts Teerofen und damit die BRD-Insel. Die Autobahn führte nun, ohne die Grenze erneut zu passieren, zum neuen Kontrollpunkt Dreilinden–Drewitz. Der alte Abschnitt wurde vor unter hinter Albrechts Teerofen mit Mauern versperrt.

Im Waldstück rund um Dreilinden sind die Überbleibsel der Autobahn zu sehen. Der Asphalt wurde zurückgebaut, allerdings ist die Schneise gut zu erkennen. Auffallend ist besonders die Brücke über der ehemaligen Strecke, auf der Züge verkehrten.

Eine weitere Mauer auf der alten Autobahntrasse versperrte im Norden den Zugang.
Eine Mauer auf der alten Autobahntrasse versperrte den südlichen Zugang. (Foto: Roehrensee/Wikipedia/CC BY-SA 3.0)
Mauersegmente versperren 1988 die Brücke. Im Hintergrund ist die Grenzübergangsstelle des Teltowkanals zu sehen.
Mauersegmente sind 1988 auf der Brücke zu sehen. Im Hintergrund: die Grenzübergangsstelle des Teltowkanals
(Foto: Roehrensee/Wikipedia/CC BY-SA 4.0)

2. Der alte Kontrollpunkt Dreilinden-Drewitz

Hinter der Teltowkanalbrücke – der Fluss bildete damals die Grenze – befand sich die Einfahrt in den ursprünglichen US-Kontrollpunkt Dreilinden. Neben der eigentlichen Brücke mit Streckenmarkierungen sind Fahnenmasten und die Ruine einer Raststätte erhalten geblieben. Die dahinter folgende Schneise, die die unmittelbar auf den Checkpoint folgenden DDR-Grenzanlagen mitsamt Todesstreifen hinterließen, ist deutlich zu erkennen.


3. Der neue Kontrollpunkt Dreilinden-Drewitz

Nachdem die Streckenführung der Autobahn verändert worden war, wurde auch der „Checkpoint Bravo“ der West-Mächte verlegt. Dieser frühere Kontrollpunkt in Dreilinden, der von den US-Amerikanern betrieben wurde, gibt es immer noch. Das Ensemble besteht aus Bürobrücke, Raststätte, Zollstationen und einer Tankstelle mitsamt eingelassener Uhr. Das ikonische Areal kann mit dem Auto angefahren werden.

Von der damals neuen DDR-Grenzstation, die den Namen Drewitz behielt allerdings bei Kleinmachnow lag, ist beinahe nichts erhalten. Lediglich ein alter Wachturm steht unauffällig an der Seite. Darin befindet sich ein Museum zum Grenzkontrollpunkt. Etwas abseits befindet sich ein ehemaliges Panzerdenkmal, auf dem nun ein Schneeräumer steht.

Der Kontrollpunkt "Checkpoint Bravo" im Jahr 1987
Der Kontrollpunkt „Checkpoint Bravo“ im Jahr 1987 (Foto: Wikipedia/Jochims/CC BY-SA 3.0)
Westdeutsche Autofahrer warten 1986 nach der Transitfahrt durch die DDR am Grenzkontrollpunkt auf Einlass nach West-Berlin.
Westdeutsche Autofahrer warten 1986 nach der Fahrt durch die DDR am Grenzkontrollpunkt auf die Einreise nach West-Berlin.
(Foto: David Wintzer/Wikipedia/Public Domain)

Bewertung

Erlebnis: ★★★☆☆

Atmosphäre: ★★☆☆☆

Geschichte-Faktor: ★★★★★

Landschaft: ★★★☆☆

Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung: Abgebaute Autobahn und alter Checkpoint Bravo

Mit dem Auto in der Gegend der Römerbrücke 161, 14532 Kleinmachnow, parken. Von dort 100 Meter auf Trampelpfaden nach Westen durch den Wald gehen. Schon erscheint die alte Autobahn-Schneise. Von dort ist die alte Stammbahnbrücke bereits zu sehen. Von dieser Brücke aus rund 900 Meter der alten Piste in südlicher Richtung folgen. Auf der Teltowbrücke sind die alten Straßenmarkierungen zu sehen. Anschließend tauchen die wenigen Reste des früheren Checkpoints auf (auf der Höhe von Albrechts Teerofen 58, 14109 Berlin).


Besichtigung und Wegbeschreibung: Neuer Checkpoint Bravo

Rund drei Kilometer Luftlinie vom alten Checkpoint und der ikonischen Autobahn-Brücke befindet sich der damals neue US-Checkpoint. Adresse: Potsdamer Chaussee 62, 14109 Berlin. Er ist über eine separate Straße und nicht über die Autobahn 115 zu erreichen. Wer die frühere Tankstelle sehen möchte, muss hingegen direkt von der A115 abfahren (Abfahrt nicht verpassen). Vom DDR-Kontrollpunkt Drewitz (wiederum 1,5 Kilometer entfernt) ist lediglich ein Wachturm mitsamt Museum erhalten, zu finden an der Albert-Einstein-Ring 45a, 14532 Kleinmachnow.


Weitere Informationen

Stand: 7.7.2021