Berg Oybin: Die Maler der Romantik fühlten sich von den Ruinen magisch angezogen


Den prägnanten Berg Oybin prägen seit jeher eine Burg und ein Kloster. Im Lauf der Zeit verfielen beide. Im 18. Jahrhundert wurden dann Maler auf die pittoresken Ruinen aufmerksam – mit Folgen.

Mystisch, reizend, zumindest ungewöhnlich: Die Form des Bergs Oybin lässt den Betrachter zunächst nicht los. Wie ein Bienenkorb, der aus der Erdoberfläche gebrochen ist, steht der Sandsteinkoloss da. An den Seiten wachen Felstürme, Bäume stehen darauf. Dazwischen liegen die Ruinen einer Burg und eines Klosters hinterlassen, nebeneinander, auf zwei Plateaus. Ein einmaliges Ensemble aus Natur und menschlichen Hinterlassenschaften, inmitten eines eng umschlossenen Talkessels. Am Fuß des Oybin liegt der gleichnamige Kurort – beide gemeinsam sind ein Touristenmagnet in der Region.

Wo heutzutage die Touristen mit dem Auto nach Oybin fahren, verliefen einst zwei Handelswege. Der Oybin erwies sich daher als günstig für den Bau einer Burganlage. Eine Befestigung ist archäologisch nachgewiesen für das Jahr 1100 v. Chr. Auch Raubritter sollen den Oybin zwischenzeitlich als Rückzugsort genutzt haben, von dem sie zu ihren Überfällen losgezogen.

Carl Blechen malte die Klosterruine Oybin im Jahr 1822
Carl Blechen malte die Klosterruine Oybin im Jahr 1822 (Foto: C. Blechen/Public Domain)

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts n. Chr. ließ Heinrich von Leipa die Anlage zu einer Burg ausbauen. Im Jahr 1364 befahl Kaiser Karl IV., ein Kaiserhaus zu errichten, das er als seinen Altersruhesitz nutzen wollte. Zeitgleich befahl er den Bau einer Klosterkirche auf dem Berg. Angehörige der bekannten Prager Dombauschule waren daran beteiligt. Die Bauarbeiten waren 1384 abgeschlossen. Karl IV. schenkte das Kloster den Mönchen des Cölestiner-Ordens.

Rund 200 Jahre existieren die Burg und das Kloster direkt nebeneinander, und profitierten zugleich voneinander. Das Kloster strahlte religiöse Autorität aus, die Burg gewährte den Schutz. Während der Hussitenkriege scheiterten beispielsweise zwei Angriffe auf das Kloster. Die Burg mit ihren massiven Mauern, die in die steilen Wände des Oybin integriert waren, hatten den Feinden den Weg verwehrt.

Blitz löste Feuer aus

Das Ende für das Kloster kam schließlich auf eine Weise, gegen die es keine noch so starke Burg schützen konnte. Die Reformation löste ein religiöses und gesellschaftliches Beben aus.  Die Mönche zogen sich deswegen im 16. Jahrhundert vom Oybin zurück. Auch die Burg wurde aufgegeben.

Die gesamte Anlage war längst verlassen, als im Jahr 1577, ausgelöst von einem Blitzeinschlag, ein Feuer wütete. Rund 100 Jahre später riss ein Felsabgang einen Teil der Bebauung in die Tiefe. Die Einheimischen nutzten die Ruinen schließlich als Baumaterial.

Die Ruinen im Mondscheint, dargestellt von Carl Gustav Carus im Jahr 1828
Die Ruinen im Mondscheint, dargestellt von Carl Gustav Carus im Jahr 1828 (Foto: C. G. Carus/Public Domain)

In das öffentliche Bewusstsein geriet der Oybin erst wieder in der Zeit der Romantik. Im 18. Jahrhundert entdeckten einzelne Maler den Berg und die überwucherten Ruinen als Motiv für ihre Bilder. Dem Reiz dieses Anblicks sollten in den folgenden Jahrzehnten noch zahlreiche Landschaftsmaler folgen.

Umso mehr Bilder entstanden, um so bekannter wurde der Oybin. Er entwickelte sich zu einer Sehenswürdigkeit entwickelte. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Ruinen von Schutt gesäubert, 1877 das Kaiserhaus restauriert.

Burg mit Fußbodenheizung

Heutzutage sind auf dem Oybin die gut erschlossenen Ruinen zu besichtigen. Von der Burg sind mehrere Gebäude erhalten geblieben, darunter das Kaiserhaus sowie Reste einer spätmittelalterlichen Fußbodenheizung. Auf dem Klosterareal steht die gewaltigen Gemäuer der Kirchenruine, eine Unterkirche sowie der Kreuzgang.

Direkt daneben liegt – eingerahmt von Felsen und Kloster – ein malerischer Bergfriedhof. Von dort sind es wenige Minuten Fußweg auf die Bergspitze, auf der eine Camera Obscurae steht. Lohnenswert ist ebenso ein schmaler Rundweg, der von der Kirchenruine ausgehend einmal um den Berg herumführt.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★☆

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichtsfaktor: ★★★★★

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆


Besichtigung

Strecke: nach eigenem Ermessen

Dauer: nach eigenem Ermessen

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: immer



Wegbeschreibung

Anreise: Der kleine Ort Oybin liegt 7 Kilometer südwestlich von Zittau. Dort einen der kostenpflichtigen Parkplätze ansteuern.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Zu Fuß zur Bergkirche Oybin und von dort durch die sehr kurze, unspektakuläre Ritterschlucht zum Eingang der Anlage. Dauer: rund 10 Minuten.

Hinweise: Es fährt eine Touristenbahn von Oybin zur Anlage.


Weitere Informationen

Stand: 12.5.2021