Mont Royal: Warum der Sonnenkönig seine gigantische Festung schleifen ließ


König Ludwig XIV. ließ an der Mosel die mächtige Festung Mont Royal erbauen. Von ihr aus sollte seine Armee zu Feldzügen nach Osten aufbrechen. Während des jahrelangen Baus wurden die Arbeiten plötzlich eingestellt.

Als die Polizei im Jahr 2019 zu einer Razzia auf den Mont Royal anrückte, war es mit der Beschaulichkeit auf dem Halbinselberg direkt an der Mosel vorbei. Die Beamten stiegen in die unterirdischen Etagen des „CyberBunkers“ hinab. Dort betrieb ein Internet-Provider eine Server-Farm, mit der kriminelle Machenschaften im Darknet ermöglicht worden sein soll.

Der frühere Bundeswehr-Bunker ist jedoch nicht das einzige ungewöhnliche Bauwerk auf dem Berg nördlich von Traben-Trabach. Nur wenige hundert Meter entfernt liegen die übergrünten Ruinen einer Festung. König Ludwig XIV. ließ sie erbauen. Die gewaltige Anlage zog sich weit über den ganzen Bergrücken und gab ihm seinen Namen: Mont Royal – Königsberg.

Strategisch ideale Lage

Der französische Sonnenkönig wollte Ende des 17. Jahrhunderts sein Reich in Richtung Osten vergrößern. Für seine Feldzüge außerhalb Frankreichs benötigte er jedoch einen strategisch günstigen Standort, an der er seine Rheinarmee stationieren konnte.

Das Plateau an der Mosel erschien ideal für ein solches Bauwerk. Knapp 300 Meter erhebt sich der Bergrücken in die Höhe, um dessen Fuß der Fluss eine Schlinge zieht. Lediglich über eine Engstelle im Norden lässt sich das Plateau ebenerdig betreten.

Kupferstich aus dem Jahr 1693
Kupferstich aus dem Jahr 1693 (Bild: HHU, CC BY-NC-SA 4.0)

Als Kriegsminister François Louvois im Jahr 1687 den Ort inspizierte, muss er sehr angetan gewesen sein. Er hielt fest: „Es gibt nichts Schöneres als die Feste an der Mosel, welche die Grenzen Frankreichs sichern, und welche die Kurfürsten von Köln, Trier, Mainz und der Pfalz in solcher Abhängigkeit halten wird, daß diese Grenze besser und leichter zu verteidigen sein wird, als die von Flandern.“

Nach der Visite von Louvois begannen die Bauarbeiten an der Festung, deren Pläne der berühmte Festungserbauer Sebastien Vauban angefertigt hatte. Und die hatten es in sich: Allein der Kern der Anlage belegte eine Fläche von 50 Hektar, 1600 Meter lang und 750 Meter breit.

Sündhaft teuer

Im Inneren befanden sich eine Zitadelle, fünf Bastionen, drei Türmen und weitere Werke. Geplant war, dass 8500 Soldaten in dem sündhaft teuren Bau ihren Dienst tun. In einem Lager direkt neben dem Festungskern sollten 12.000 Soldaten der Rheinarmee unterkommen.

Rund 8000 Zwangsarbeiter schufteten an dem Festungsbau, als die Arbeiten nach elf Jahren plötzlich eingestellt wurden. Ludwig XIV. hatte im Jahr 1697 den Frieden von Rijswijk unterschrieben und zugesichert, nicht mehr nach Osten zu expandieren. Seine Truppen, die auf dem Mont Royal bereits ihren Dienst taten, zogen ab. Im Frühjahr 1698 ließ Ludwig XIV. die Anlage zerstören. Auch wenn dem unvollendeten Wehrbau kein langes Leben beschieden war, gilt Mont Royal als die größte Festung der damaligen Zeit.

Kupferstich aus dem Jahr 1693
Kupferstich aus dem Jahr 1693 (Bild: HHU, CC BY-NC-SA 4.0)

Die Natur überwucherte die Ruinen, die immer weiter verfielen. Erst eine Ausgrabung zwischen 1929 und 1938 legten die letzten Zeugnisse von Mont Royal frei. Man behalft sich dabei mit den Originalbauplänen, die aus französischen Militärarchiven stammten. Männer des Reichsarbeitsdiensts halfen bei den Arbeiten. Nicht aus Gemeinnützigkeit. Die Nationalsozialisten spekulierten, die archäologischen Funde für ihre Propaganda gegen Frankreich nutzen zu können.

Heutzutage sind die Ruinen auf dem Halbinselberg verstreut zu besichtigen, gleich einem Freilichtmuseum. Immer wieder tauchen mitten im Wald stabile Mauern, Gewölbe und geheimnisvolle Gänge auf. Sie lassen sich erkunden. Manchmal bedarf es einer Taschenlampe oder eines Handylichts.

Schautafeln erklären, welche Funktion die Ruinen hatten. So formt sich schnell eine Vorstellung, wie gewaltig groß die Festung einst gewesen sein muss. Auf Besucher wartet ein kurzweiliger geschichtlicher Ausflug, mitsamt weiter Sicht auf die Mosellandschaft. Der Mont Royal besticht mit Ruhe, falls nicht ausnahmsweise die Polizei zu einer Razzia vorfährt.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★☆

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichtsfaktor: ★★★★★

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★★★☆☆

Abenteuer: ★★☆☆☆


Besichtigung

Es gibt einen Rundweg, Festungsweg genannt, mit 12 Info-Stationen. Der Weg kann jederzeit abgekürzt werden.

Strecke: rund 3 Kilometer (Rundweg)

Dauer: nach eigenem Ermessen

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: immer



Wegbeschreibung

Anreise: Die Anlage liegt rund drei Kilometer nördlich von Traben-Trarbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich) neben dem Flugplatz auf einem Berg, dem Mont Royal. Als Orientierungspunkt dient der Kletterpark entlang der Waldstraße. An der Straße befinden sich zwei separate Parkplätze.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Immer dem Rundweg anhand der Beschilderung folgen

Hinweise: Taschenlampe mitnehmen bzw. Handylicht. Außerdem: Wer sich mehr Abenteuer wünscht, kann zwischen den Bäumen im Kletterwald des Mosel Adventure Forest Mont Royal den Boden von oben betrachten.


Weitere Informationen

Stand: 13.5.2021