Fort Hahneberg: Für Angreifer praktisch unsichtbar – und doch wertlos


Das Fort Hahneberg ist ein Geheimtipp in Berlin. Die Anlage, die auf einer Anhöhe versenkt wurde, diente dem Schutz Spandaus. Erfüllen konnte das Fort diese Aufgabe nicht.

Es ist eine blutige Szene in einem blutigen Film: In „Inglourious Basterds“ misshandelt eine US-Spezialeinheit einen Wehrmachtssoldaten. Als dieser nicht kooperiert, prügelt ihn einer der Soldaten – der „Bärenjude“ – mit einem Baseballschläger zu Tode.

Regisseur Quentin Tarantino drehte die Sequenz mit Schauspieler Brat Pitt am Rand von Berlin. Das Fort Hahneberg in Staaken nahe Spandau diente als Kulisse. Das preußische Artilleriefort selbst besitzt eine abwechslungsreiche Geschichte.

28 Millionen Ziegelsteine

Die massive Wehranlage gehörte einst zur Festung Spandau. Im Deutschen Reich war die Stadt ein bedeutendes Rüstungszentrum. Zu dessen Schutz plante man daher den Bau von vier Forts. Neu entwickelte Artilleriemunition, denen die Bauten nicht hätten standhalten können, machten den Plan jedoch hinfällig. Nur das Fort Hahneberg wurde noch fertiggebaut. Im Jahr 1888 war es nach sechsjähriger Bauzeit fertig. Rund 28 Millionen Ziegelsteine wurden vermauert.

Der Standort auf dem 34 Meter erhöhten Hahneberg war sorgfältig gewählt. Auf der Anhöhe wurde eine Grube ausgehoben und das sechseckige Werk darin errichtet. Damit war das massive Bauwerk von außen nicht zu erkennen.

Kein Kriegseinsatz

Das Fort verläuft hauptsächlich oberirdisch. Das Herzstück der Anlage ist jedoch ein zentraler Hohlgang. Daran angegliedert waren Kaserne und Magazinkammern. Von dort gingen auch Wege in alle Abschnitte des Forts, beispielsweise zu den Artilleriekanonen im Freien. Zum Einsatz kamen diese freilich nie. Nach der Fertigstellung wurde das Fort außer Dienst gestellt.

Nach 1903 diente es zur Ausbildung von Infanteriesoldaten. Zeitgleich war eine Strafabteilung des preußischen Gardekorps einquartiert. Später zog eine Segelflugschule mit ihrer Werkstatt ein. In der Weimarer Republik soll die Festung angeblich der Schwarzen Reichswehr, einem antidemokratischen paramilitärischen Verband, als Unterschlupf gedient haben.

Sprengung nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Dritten Reich nutzte dann die Wehrmacht das Fort als Kaserne und für das Zentralarchiv für Wehrmedizin. Nach dem Zweiten Weltkrieg sprengten die Alliierten die inneren Verteidigungsanlagen. Außerdem wurde das Mauerwerk teilweise für den Wiederaufbau Berlins verwendet.

Während der deutsch-deutschen Teilung lag der Hahneberg dann im Sperrgebiet. Das Fort verfiel. Wind und Wetter setzten der Bausubstanz zu. Dafür fanden Feldermäuse darin ein neues Zuhause. Die Wehranlage gilt als wichtiges Winterschlafquartier für die nachtaktiven Tiere.

Verein übernimmt gewaltige Aufgabe

Seit 1993 kümmert sich die „Arbeits-und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg e.V.“ (ASG Fort Hahneberg) um den Erhalt des Bauwerks. Eine Mammutaufgabe angesichts dessen Größe. Die Mitglieder haben den Hohlgang sowie einige Mauern, Gewölbe und Gräben saniert, andere notdürftig gesichert.

Das Fort Hahneberg ist in der Hauptstadt vergleichsweise wenig bekannt, seine Vergangeheit, die viele Zeitabschnitte umfasst, aber durchaus interessant.


Bewertung

Hinweis: Der Autor hatte das Pech, an einer verwirrenden Führung teilzunehmen. Der Guide verzettelte sich in Details und erläuterte befremdlicherweise eine Urlaubsreise sowie politische Ansichten. Die folgende Bewertung versucht, diese Erfahrung auszusparen.

Erlebnis: ★★★★☆

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichtsfaktor: ★★★★★

Landschaft: ★★☆☆☆

Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆

Abenteuer: ★★☆☆☆


Besichtigung

Nur möglich im Rahmen einer 90-minütigen Gruppenführung

Strecke (Rundweg): –

Dauer (Fußweg): –

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: April bis Oktober



Wegbeschreibung

Anreise: Die Adresse des Forts lautet Hahnebergweg 50, 13591 Berlin. Anreise mit dem Auto oder alternativ per Bus ab der Haltestelle Hahneberg (M37, M49, X49).

Start und Ziel: Parkplatz bzw. Bus-Station

Weg: Den Schildern in Richtung Hahneberg folgen bzw. orientieren am Hahnebergweg, der hügelaufwärts direkt zum Fort führt.

Hinweise: Das Fort kann in einer Gruppenführung zwischen April und Oktober besichtigt werden, daher unbedingt vorher auf der ASG-Website informieren. Beachten: Zeckengefahr im Sommer, lange Hose und feste Schuhe tragen.


Weitere Informationen

Stand: 22.10.2020