Inge Meysel: Vor „Mutti“ Angela Merkel gab es bereits eine „Mutter der Nation“


Resolut und direkt: Inge Meysel gehörte zu den beliebtesten Schauspielerinnen in der Nachkriegszeit. Die Berlinerin, die zeitweise in Schöneberg lebte, legte selten ein Blatt vor den Mund.

Jüngeren Zeitgenossen dürfte der Name Inge Meysel nichts mehr sagen. In der Nachkriegszeit zählte die Berliner zu den beliebtesten Schauspielerinnen. Mit ihrer offenen und direkten Art sorgte sie immer wieder für Aufsehen. Im Jahr 1981 verzichtete sie beispielsweise auf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Begründung: Für ein anständig gelebtes Leben dürfe es keinen Orden geben.

Meysel wurde am 30. Mai 1910 im Stadtteil Rixdorf geboren. Mit 17 Jahren verließ sie die Schule, um als Theaterdarstellerin zu arbeiten. Ihr Debüt war ein Erfolg – und der Beginn einer lebenslangen Karriere. Im Dritten Reich erhielt sie Auftrittsverbot. Sie galt den Nationalsozialisten als „Halbjüdin“, da ihr Vater jüdischen Glaubens war. Sie schlug sich als Telefonistin durch.

Stets streitbar

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Hörspielsprecherin. Und Inge Meysel stand wieder auf der Bühne. Ihren Durchbruch als Schauspielerin feierte sie mit dem Stück „Das Fenster zum Flur“ im Jahr 1960. Ihre Rolle brachte ihr den Spitznamen „Mutter der Nation“ ein, den sie lebenslang behielt.

Als solche bezog sie regelmäßig Stellung in gesellschaftlichen Debatten. So engagierte sie sich etwa gegen den Paragrafen 218, der Abtreibungen unter Strafe stellte. Die Rechte von Schwulen und Lesben waren ihr ebenso ein Anliegen. Beiläufig plauderte sie einmal in einem Interview über ihre Liebeserfahrungen mit Frauen.

Stets beharrlich

In den 1960er-Jahren wurde sie Schauspielerin bundesweit bekannt. Sie stieg zur vielleicht beliebtesten Darstellerin Westdeutschlands auf. Später übernahm sie auch Rollen in TV-Produktionen. Sie stand selbst dann weiterhin vor der Kamera, als sie an Altersdemenz erkrankt war.

Ihr Zuhause hatte sie lange Zeit in Berlin-Schöneberg. Sie lebte in einer Erdgeschosswohnung in der Heylstraße 29. Eine an der Hauswand angebrachte Gedenktafel erinnert an Inge Meysel, die am 10. Juli 2004 in Niedersachsen starb.


Bewertung

Erlebnis: ☆☆☆☆☆

Atmosphäre: ★★☆☆☆

Geschichte-Faktor: ★☆☆☆☆

Landschaft: ☆☆☆☆☆

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung

Das Haus kann nur von außen besichtigt werden.

Strecke: nach eigenem Ermessen

Dauer: nach eigenem Ermessen

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: keine


Wegbeschreibung

Anreise: Die Adresse in Berlin-Schöneberg liegt fußläufig zwischen den U-Bahn-Stationen „Rathaus Schöneberg“ und „Innsbrucker Platz“.

Start und Ziel: nach eigenem Ermessen

Weg: von den genannten Stationen jeweils circa 500 Meter Fußweg

Hinweise: Ein Besuch lohnt sich nur zusammen mit Rathaus Schöneberg, dem Denkmal „Orte des Erinnerns“, dem Gasometer oder dem Volkspark Schöneberg.


Weitere Informationen

  • keine

Stand: 27.5.2021