Bei Bernau errichteten die Nazis mit dem „Lager Koralle“ ein Hauptquartier für die Kriegsmarine. Im einzigen Bunker, der nach dem Krieg nicht gesprengt wurde, wüteten leider Vandalen. Der Zugang musste verschlossen werden.
Das Lager Koralle bei Bernau ist ein Paradebeispiel, was geschieht, wenn ein Lost Place zu bekannt wird. Die Gebäude aus dem Zweiten Weltkrieg sind überzogen mit Graffiti. Der einzige nicht gesprengte Bunker wurde geplündert und verwüstet. Die Eskapaden gingen so weit, dass der Eingang mit einer Betonplatte versperrt und mit einem doppelten Zaun gesichert werden musste.
Die frühere militärische Anlage ist ein interessanter Ort der Geschichte. Das Waldgelände wurde im Dritten Reich, beginnend mit dem Jahr 1939 erschlossen. Dort entstand eine Nachrichtenschule für die Marine. Die zunehmenden Bomberangriffe im Lauf des Kriegs auf Berlin machten es nötig, das Oberkommando der Kriegsmarine umzusiedeln. Es zog im Januar 1943 auf das Areal nördlich von Bernau, das den Decknamen Objekt Koralle bzw. Lager Koralle trug. Neben dem Führungszentrum wurde ebenso die Hauptfunkstelle von Karl Dönitz eingerichtet, dem Befehlshaber der U-Boote.
Wohnhaus für Dönitz
Die Nachrichtenzentrale für den gesamten Seekrieg der Marine war damit dort in unterirdischen Bunkern untergebracht. Es gab einen Hoch- und einen Tiefbunker. Außerdem einen Flakbunker und zahlreiche Gebäude, beispielsweise ein Kasino sowie Unterkünfte. Dönitz besaß ein eigenes Wohnhaus auf dem Gelände.
Mitte April 1945 – kurz vor der Einkesselung Berlins durch die Rote Armee – wurde das Lager Koralle hastig verlassen. Die Nachrichtenzentrale zog provisorisch in das „Objekt Forelle“ bei Plön um. Die Sowjets sprengten nach ihrer Ankunft im Lager Koralle die meisten Gebäude und Bunker.
Beliebtes Ausflugsziel
Der unterirdische Bunker blieb jedoch erhalten. Eingeweihte, Abenteurer und Geschichtsinteressierte konnten jahrzehntelang das Innere erkunden. Als dieser Bau allerdings immer öfter im Internet (Lost Places, Geocaching) erwähnt und auf Youtube gezeigt wurde, machten sich viele Besucher auf den Weg, die mit dem geschichtlichen Erbe nicht umgehen können. Vandalismus und Diebstahl nahmen überhand. Die Gruppe Team Delta, der sich um die Anlage kümmert, musste den Zugang verschließen. Es ist leider immer wieder dasselbe Muster.
Die beiden gesprengten Bunker sind weiterhin frei zugänglich. Sie sind ein beliebtes Ausflugsziel bei Klettersportlern und Familien. Kinder spielen gerne in den verschachtelten Ruinen, die einst dem Krieg dienten.
Bewertung
Erlebnis: ★★☆☆☆
Atmosphäre: ★★★☆☆
Geschichte-Faktor: ★★★★☆
Landschaft: ★☆☆☆☆
Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆
Abenteuer: ☆☆☆☆☆
Besichtigung
Es können zwei Bunkerruinen besichtigt werden.
Strecke: zwei Kilometer (Rundtour)
Dauer: 45 Minuten
Kondition: keine
Schwierigkeit: keine
Gefahren: keine
Beste Jahreszeit: keine
Wegbeschreibung
Anreise: Nördlich von Berlin nach Bernau. Dort in nördlicher Richtung auf der Alte Lanker Straße und weiter auf der Bernauer Straße. An der Straße parken.
Start und Ziel: Parkplatz
Weg: kurzer Spaziergang nach Osten, 500 Meter, die Anlage ist auf Google Maps verzeichnet
Hinweise: Das Areal um den einzig erhaltenen Bunker ist mehrfach gesichert und nicht (!) zugänglich. Geschichtsinteressierte schauen sich die beiden gesprengten Bunker an und vielleicht noch die Villa Goebbels in der Umgebung.
Weitere Informationen
Stand: 27.5.2021