Bergwerk Marie-Louise-Stolln: Wer 14 Jahre alt wurde, musste in der Unterwelt schuften


Das Besucher-Bergwerk Marie-Louise-Stolln zeigt, wie in der Sächsischen Schweiz Eisenerz abgebaut wurde. Unter Tage leisteten die Kumpel, darunter auch Jugendliche, Schwerstarbeit.

Wer groß gewachsen ist, muss aufpassen. Ansonsten stößt der Kopf – geschützt unter einem Helm – ungewollt gegen die Felsdecke. An der niedrigsten Stelle beginnt sie in nur 160 Zentimeter Höhe. An anderen Stellen misst der Marie-Louise-Stolln dafür lediglich 65 Zentimeter in der Breite Breite. Die meiste Zeit lässt es sich in dem waagrechten Tunnel jedoch bequem gehen.

Der Eingang zum Bergwerk befindet sich hinter einem unscheinbaren Haus in Bad Gottleuba-Berggießhübel, einer Stadt in der Sächsischen Schweiz. Sie war einst das Zentrums des „Berggießhübeler Reviers“. Eine Bezeichnung für den Bergbau in der Gegend, der sich in zahlreichen Gruben manifestierte.

Sprengstoff beschleunigt die Förderung

In den Marie-Louise-Stollen gelant man nur mit einer Gruppenführung. Im Gänsemarsch geht es durch den Tunnel. Meistens umgibt die Gäste blanker Fels, manchmal verstärkt mit Beton oder Metallgittern. Der Gang öffnet sich in die Breite. Der geräumige Emma-Richt-Schacht kommt zum Vorschein. Einst fuhr ein Lastenaufzug in dem 100 Meter tiefen Loch.

Die Bergleute bauten in Berggießhübel früher Eisenerz ab, ein besonders hartes Gestein, das sehr hochwertig und gefragt war. Die Arbeit war für die Kumpel – die jüngsten waren 14 Jahre alt – äußerst mühsam. Das Erz musste mit Hämmern, die nach kurzer Zeit verbogen waren, herausgeschlagen werden. Erst als ab dem Jahr 1872 Bohrmaschinen und Sprengstoff verwendet wurden, beschleunigte und erhöhte sich die Eisenerz-Förderung.

Ausgebeutetes Eisenerzlager

Der Spaziergang endet 400 Meter tief im Berg in einem mehrstufigen Raum. Einst befand sich dort ein Eisenerzlager, „Mutter-Gottes-Lager“ genannt. Die Kumpel schufen den Hohlraum, in dem sie das Gestein aus der Erde holten und sich immer tiefer gruben. Der größte Teil des ausgebeuteten „Mutter-Gottes-Lager“ in dem historischen Bergwerk steht unter Wasser, sichtbar nur als kleiner See in dem Raum. Im glasklaren Wasser ist alte Ausrüstung, etwa eine Holzleiter, zu sehen.

Eintretendes Wasser war für den Bergbau stets ein Problem. Gelöst wurde es, in dem ein beinahe waagrechter Entwässerungstunnel gegraben wurde. Dieser schuf gleichzeitig einen einfachen Zugang zu den Abbauarealen unter der Erde.

Bergwerke werden aufgegeben

Die Arbeiten an einem solchen Tunnel – die Touristen sind auf ihm unterwegs – begannen 1726. Das Bergwerk wurde, wie man sagt, aufgefahren, damals unter der Namen „Friedrich Erbstolln“. Im Jahr 1870 übernahm der Fabrikant Hermann Gruson das Berggießhübeler Revier. Er war es auch, der dem Stollen einen neuen Namen gab, nämlich den seiner ältesten Tochter Marie Louise.

Im gesamten Revier wurde 1875 rund 12.500 Tonnen Erz gefördert. In den folgenden Jahren sank jedoch die Ausbeute, die Erzlager waren erschöpft. 1892 wurde der Bergbau im Berggießhübeler Revier eingestellt. Erst Anfang der 2000er-Jahre wurde das Bergwerk in der Sächsischen Schweiz saniert, um den Besuch unter Tage zu ermöglichen. Heutzutage können Touristen die frühere Arbeitswelt der Bergleute besichtigen.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichtsfaktor: ★★★★★

Landschaft: ☆☆☆☆☆

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ★★★★☆


Besichtigung

Das Besucherbergwerk lässt sich nur mit einer Führung besichtigen.

Strecke: knapp 1 Kilometer

Dauer: 90 Minuten

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: –



Wegbeschreibung

Anreise: Beispielsweise von der A17 in der Nähe Fahrt bis zur Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel bzw. dem Kurort Berggießhübel. Dann den Schildern folgen auf die Talstraße und auf den gut sichtbaren Besucherparkplatz. Adresse: Talstraße 2A, 01816 Kurort Berggießhübel.

Start und Ziel: Die Gruppenführung beginnt direkt vor dem Bergwerkhaus und endet dort wieder.

Weg: –

Hinweise: –


Weitere Informationen

Stand: 25.8.2020