Neon-Museum Warschau: Als mattes Neonlicht das urbane Leben verkörperte


Im 20. Jahrhundert waren Neontafeln an Fassaden schwer angesagt. Auch in Polen und insbesondere in Warschau. Die Darstellungen waren künstlerischer als im Westen, da es keine Reklame gab. Gleichzeitig unterlagen die Künstler weniger staatlicher Unterdrückung.

In vielen Großstädten leuchtete einst von zahlreichen Häuserfassaden ein mattes Licht. Es stammte von Leuchstoffröhren, die so geformt waren, dass sich Symbole oder Schriftzüge daraus ergaben. Strom brachte das darin befindliche Edelgas Neon zum Leuchten. Je näher man der Leuchtreklame mit ihren markanten Farbtönen kam, umso deutlicher war das elektrische Summen zu hören. Das Prinzip hat sich bis heute nicht verändert, wie eine handelsübliche Leuchtstoffröhre beweist.

Das Summen ist auch im „Neon-Museum“ (Neon Muzeum) in Warschau ständig wahrzunehmen. In einer abgedunkelten Halle sind alte Neon-Darstellungen ausgestellt, die das Museumsteam zusammengetragen hat. 50 Tafeln sind eng auf eng in dem Raum zu sehen. Weitere 200 Tafeln lagern in einem Depot. Viele der meterhohen Schilder rettete das Team vor der Verschrottung.

Staatlich gefördert

Neonreklame ist mehr als nur eine Beleuchtungsform. Im 20. Jahrhundert galt sie als ein Symbol des urbanen Lebens, der Modernität, des Fortschritts. In den Metropolen Europas begegneten die Menschen ständig den matt-grellen Werbetafeln. Auch in den Großstädten des früheren Warschauer Pakts – und insbesondere in Warschau – war Neonbeleuchtung populär. In Polen wurde sie staatlich gefördert, obwohl man sich den Trend aus dem kapitalistischen Westen abgeschaut hatte.

An den Fassaden hing allerdings keine Leuchtreklame, da es wegen der Planwirtschaft keine Privatfirmen gab. Öffentliche Einrichtungen erhielten daher Neontafeln, die oftmals kunstvoll ausgestaltet waren. Im Vergleich zu den Schriftstellern der damaligen Zeit unterlagen die Ersteller der Neontafeln weniger staatlichen Repressionen.

Im Lauf der 1970er-Jahre kamen Neonlicht-Darstellungen weltweit und in Polen aus der Mode. Viele Tafeln verschwanden, was durch die ständigen Stromkosten noch beschleunigt wurde. Die Neon-Zeit war in Polen endgültig vorbei, als nach dem Ende des Warschauer Pakts Privatfirmen zahlreiche herkömmliche Werbeschilder aufhängten.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★☆

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichte-Faktor: ★★★★☆

Landschaft: ☆☆☆☆☆

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung

Das Museum befindet sich an der Adresse Minska Street 25 im Areal der Soho Factory, Gebäude 55. Mit dem ÖPNV ist das Museum zu erreichen über den Bahnhof Warszawa Wschodnia bzw. die Bus-Station Żupnicza 02 (Linien 102, 123, 173, 202).


Weitere Informationen

Stand: 25.9.2021