Oder-Warthe-Bogen: Im Ostwall verkehrte sogar eine unterirdische Eisenbahn


Wenn vom „Ostwall“ die Rede ist, folgen oftmals Fragen. Ist das so etwas wie der Westwall? Warum befindet sich diese deutsche Militärstellung in Polen? Die Antworten auf diese Fragen führen wie so oft in die Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Der Ostwall, offizielle Bezeichnung: Oder-Warthe-Bogen (OWB), befindet sich rund 120 Kilometer östlich von Berlin. Die Nazis ließen ihn in den 1930er-Jahren an der damaligen Grenze zu Polen errichten, die er militärisch sichern sollte. Diese Aufgabe sollte ein regelrechtes Netz aus Panzerwerken, Festungsanlagen und Bunkern gewährleisten. In einem besonders ausgebauten Abschnitt wurden die Panzerwerke unterirdisch miteinander verbunden. Die Tunnel dieses Hohlgangsystems erstrecken sich auf 35 Kilometer. Darin gab es Bahnhöfe, die von einer Kleinspurbahn angefahren wurden. Platz gab es beispielsweise auch für Mannschaftsquartiere und Munitionslager.

Die Bauarbeiten für den Ostwall, die immens kostspielig waren, wurden mit Beginn des Kriegs 1939 eingestellt. Von den geplanten 160 Bauwerken stellten die Arbeiter nur 60 fertig, die wiederum desarmiert wurden. Erst mit dem Vorrücken der Roten Armee auf Deutschland besann man sich, den Ostwall notdürftig einsatzbereit zu machen und zu bewaffnen. Als die Sowjet-Armee im Januar 1945 auf die Linie der Panzerwerke stieß, verzögerten die Kämpfe den Marsch nach Berlin um drei Tage.

Mit dem Zweiten Weltkrieg verlor Deutschland seine östlichen Gebiete. Der Ostwall, viele Panzerwerke waren nachträglich gesprengt worden, lag damit auf polnischem Gebiet. Zusammen mit dem beginnenden Kalten Krieg führte dies dazu, dass der Ostwall im deutschen Kollektivgedächtnis in Vergessenheit geriet.



Besichtigung und Wegbeschreibung

Der Ostwall verläuft im Westen Polens. Es gibt mehrere Anbieter von offiziellen Führungen, zum Beispiel Bunkry.pl.


Stand: 7.6.2022