Peenemünde: Mit ihrem Raketenprogramm veränderten die Nazis die Welt


Die Nationalsozialisten hatten klare Vorstellungen von dem Ort, an dem sie ihr Raketenprogramm vorantreiben wollten. Abgeschieden musste er sein, groß sowie gut bewachbar. Peenemünde im Norden von Usedom war dafür ideal.

Ab 1936 entstanden dort eine Heeresversuchsanstalt sowie eine Erprobungsstelle der Luftwaffe. Gewaltige Produktionsanlagen wurden dafür aus dem Boden gestampft. Es wuchs eine regelrechte Kleinstadt in Peenemünde mit zahlreichen Stationen. Um die gewaltigen Mengen an Material und das Personal befördern zu können, richteten die Nazis eine eigenständige S-Bahn ein, die dritte ihrer Art in ganz Deutschland. Für das Raketenprogramm wurden auch gezielt Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte eingesetzt.

Auf Usedom entstanden der Marschflugkörper Fieseler Fi 103 (V1) sowie die neue Boden-Boden-Rakete Aggregat 4 (A4 bzw. V2). Die Waffen wurden später in dem von der Wehrmacht besetzten Gebieten auf Großbritannien abgeschossen. Dort verbreiteten sie Angst und Schrecken, waren militärisch jedoch sinnfrei.

Als führender Entwickler der V2 gilt Wernher von Braun, der die Rakete in Peenemünde konstruierte. Diese erste funktionstüchtige Rakete der Welt, die zudem erstmals im Flug die Grenze zum Weltraum durchbrach, diente später als Vorbild für die Weltraumprogramme der USA und der Sowjetunion.



Besichtigung und Wegbeschreibung

Das Museum befindet sich im ehemaligen Heizkraftwerk, das einfach mit dem Auto erreicht werden kann. Es ist der zentrale Erinnerungsort. Dem früheren Militärstandort, der sich einst auf der gesamten Halbinsel verteilte und von dem nur Ruinen übrig sind, kann das Museum verständlicherweise nicht gerecht werden.

Die noch vorhandenen Hinterlassenschaften lassen sich jedoch auf eigene Faust besichtigen. Dafür empfiehlt sich ein Fahrradtour. Eine Besichtigung (insgesamt 25 Kilometer Länge mit 23 Stationen) mit dem Auto (Orte von der Straße schlecht erreichbar) oder zu Fuß (zu weite Strecken) empfiehlt sich nicht.

Auf der Museumwebsite sind diese Orte („Denkmal-Landschaft“) erklärt. Es gibt dazu ebenso eine (wenn auch grottige) Handy-App namens „Peenemünde Denkmal-Landschaft“.


Stand: 7.6.2022