Russischer Friedhof Tegel: Die Toten liegen in 4000 Tonnen Erde aus Russland

Auf dem Friedhof in Berlin befindet sich die Kirche St.-Konstantin-und-Helena.
Foto: Fabian Schweyher

Der russisch-orthodoxe Friedhof in Berlin-Tegel ist der einzige Begräbnisplatz in der Hauptstadt für Menschen dieses Glaubens. Die Toten ruhen in russischer Erde, die einst extra herangeschafft wurde.

Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1892. Für das zwei Hektar große Areal wurden 4000 Tonnen russischer Erde herangeschafft. Zar Alexander III. hatte die Erde aus 50 Regionen Russlands in vier Eisenbahnzügen nach Deutschland geschickt. Auf dem Berliner Friedhof wurde sie fünf Zentimeter dick aufgetragen, damit die Toten nach orthodoxer Tradition in heimatlicher Erde ruhen. 1893 wurden Kirche und Friedhof eingeweiht.

Wachsende russische Gemeinde

Die Initiative für den Friedhof geht auf die „Bruderschaft des heiligen Fürsten Wladimir“ zurück. Sie kaufte 1892 das Grundstück für 28.000 Mark, da die russische Gemeinde immer mehr anwuchs. Neben Friedhof und Kapelle errichtete die Bruderschaft mehrere Gebäude, darunter Treibhäuser, eine Setzerei und eine Bibliothek.

Der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution führten dazu, dass auf dem Friedhof gefallene Soldaten, Mitglieder des russische Adelige und Intellektuelle beigesetzt wurden. Im Dritten Reich leistete die Bruderschaft den Nazis keinen Widerstand.

Gestohlene Friedhofsglocken

Wie ein Symbol steht dafür das Eingangstor. Neun Glocken hängen dort, die die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg aus der Sowjetunion gestohlen hatte. In dieser Zeit wurden auch sowjetische Zwangsarbeiter zu Grabe getragen. Die Kämpfe um Berlin 1945 beschädigten das Gelände stark.

Nach dem Krieg kämpfte die Bruderschaft um die Rückgabe des Friedhofs. Frankreich, in dessen Sektor er lag, verhinderte dies, weil sich die Sowjetunion dagegenstemmte. Erst im Jahr 2006 erhielt der Orden den Begräbnisplatz und das Gotteshaus zurück.

Seit den 1990er-Jahren nahm die Zahl der Bestattungen wider zu. Viele Menschen, die aus der Sowjetunion nach Deutschland emigriert waren, wählten den Russischen Friedhof als letzte Ruhestätte.


Bewertung

Erlebnis: ★★☆☆☆

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichtsfaktor: ★★★★☆

Landschaft: ☆☆☆☆☆

Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆

Abenteuer: ★★☆☆☆


Besichtigung

Strecke: –

Dauer: –

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: –



Wegbeschreibung

Anreise: Der Friedhof liegt in Berlin-Tegel an der Wittestraße 37. Nahegelegen sind der U-Bahnhof Holzhauser (U6) und die S-Bahn-Station Eichborndamm (S25).

Start und Ziel: –

Weg: selbsterklärend

Hinweise: –


Weitere Informationen

Stand: 19.10.2020