Warum im Naturschutzgebiet ein seltsamer Obelisk mitsamt Einschusslöchern steht

Im Naturschutzgebiet Döberitzer Heide weisen zahlreiche Relikte auf die militärische Vergangenheit des Areals hin. Auf dem früheren Truppenübungsplatz sind Bunkerruinen und ein obskurer Obelisk zu sehen.


Truppenübungsplatz Döberitz

Rund 300 Jahre diente die Döberitzer Heide dem Militär. Der Truppenübungsplatz Döberitz, außerhalb von Berlin gelegen, gilt mit 3500 Hektar als eines der größten Manöverareale Deutschlands. Im Jahr 1992 zog das Militär ab und hinterließ eine zerschundene Landschaft. In dem heutigen Naturschutzgebiet besteht jedoch eine reiche Biotop- und Artenvielfalt.

Die ersten militärischen Aktivitäten begannen im Jahr 1713 rund um das Dorf Döberitz. 40 Jahre später wurde ein Großmanöver mit 44.000 Soldaten durchgeführt als Vorbereitung für den Siebenjährigen Krieg. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gelände dann in Auftrag der preußischen Heeresführung um 4400 Hektar erweitert, der Wald anschließend abgeholzt. Das daraufhin ständige genutzte Areal erhielt die Bezeichnung „Truppenübungsplatz Döberitz“. Das namensgebende Dorf wurde 1895 geräumt. Kaiser Wilhelm II. weihte den Truppenübungsplatz im gleichen Jahr ein.

Ausbildung von Fallschirmjägern

Im Jahr 1910 entstand auf dem Gelände zusätzlich ein Flugplatz mitsamt Flugschule. Sie gelten als Ursprung für die späteren deutschen Luftstreitkräfte. Nach dem Ersten Weltkrieg trainierten Reichswehr sowie die Untergrundarmee „Schwarze Reichswehr“ und eine Freikorps-Brigade auf dem Gelände. Diese Brigade war im Jahr 1920 in den Kapp-Putsch in Berlin involviert.

Vor dem Zweiten Weltkrieg nutzte dann die Wehrmacht den Truppenübungsplatz. Dessen sandige Beschaffenheit eignete sich besonders für Panzer-Manöver. Beispielsweise trainierte das Panzerkorps „Großdeutschland“ dort seine späteren Einsätze. Zeitgleich wurden auf dem Flughafen Militärpiloten und Fallschirmjäger geschult.

5500 Arten festgestellt

Im Jahr 1947 übernahm die Rote Armee das Areal für die militärische Nutzung. Rund 20.000 Militärangehörige waren dort stationiert. Im Jahr 1992 verließ die sowjetische Armee die Döberitzer Heide. Ein verhältnismäßig kleiner Geländebereich von 600 Hektar wird jedoch von der Bundeswehr weiterhin als Übungsgelände genutzt.

Der größte Teil des früheren Sperrgebiets ist inzwischen ein Naturschutzgebiet. Im Inneren gibt es eine eingezäunte Kernzone. In diesem Wildfreigehege kann sich die Natur ungestört vom Menschen entwickeln. Bislang wurden in der Döberitzer Heide rund 5.500 verschiedene Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen.

Denkmal aufgestellt

Die übrigen Flächen des Naturschutzgebiets lassen sich auf Wanderungen oder Fahrradtouren erkunden. Dabei begegnen Besuchern gelegentlich Zeugnisse aus der Zeit der militärischen Nutzung. Zu sehen sind beispielsweise kleine Bunker oder deren gesprengte Reste.

Etwas abseits stich ein markanter Obelisk hervor. Kaiser Wilhelm II. ließ die Granit-Säule errichten. Sie erinnert an das erste Militärmanöver auf dem Gelände, das Friedrich der Große im Jahr 1753 durchführen ließ. Das Denkmal befindet sich in schlechtem Zustand. Tafeln und Inschriften fehlen. Dafür ritzten sowjetische Soldaten kyrillische Wörter in den Stein, der offensichtlich auch von der einen oder anderen Kugel getroffen wurde.


Friedhof an der B5

Pragmatischer kann eine Bezeichnung kaum sein. Der „Friedhof an der B5“ liegt unmittelbar an der stark befahrenen Bundesstraße in Dallow-Döberitz auf der einen Seite und dem früheren Truppenübungsplatz Döberitz auf der anderen Seite. Die kleine Anlage mitsamt Kapelle wurde im Jahr 1907 angelegt. Zahlreiche zivile Opfer des Zweiten Weltkriegs haben dort ebenso ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Später wurde der Friedhof um einen sowjetischen Soldatenfriedhof erweitert. Das zentrale Element bildet eine Stele mit eingravierten Namen und einem roten Stern an der Spitze. In diesem Bereich sind 628 Soldaten bestattet, die in den letzten Kriegsmonaten ums Leben kamen. Darunter sind ebenso einzelne der anschließenden Besatzungszeit verstorbene Militärangehörige.

Der Friedhof, der immer noch in Benutzung ist, liegt abgelegen zwischen der B5 und dem früheren Truppenübungsplatz Döberitz.


Bewertung (Truppenübungsplatz Döberitz)

Erlebnis: ★★★☆☆

Atmosphäre: ★★★☆☆

Geschichte-Faktor: ★★★☆☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★★★★☆

Abenteuer: ☆☆☆☆



Besichtigung

Strecke: nach eigenem Ermessen

Dauer: nach eigenem Ermessen

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: auf den markierten Wegen bleiben, da es sich um einen früheren Truppenübungsplatz handelt

Beste Jahreszeit: immer


Wegbeschreibung

Anreise: Mit dem Auto bis zum Friedhof-Parkplatz an der Kirschallee, 14624 Dallgow-Döberitz.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Direkt am Parkplatz liegt der Friedhof. In südliche Richtung auf den früheren Truppenübungsplatz. Dort steht bereits der erste alte Bunker. In südöstlicher Richtung halten, nach einem Kilometer wird der Obelisk erreicht.

Hinweise: keine


Weitere Informationen

Stand: 18.5.2021