Auf dem Bauernhof „Hinterkaifeck“ wurden 1922 sechs Menschen ermordet. Bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt. Ein Denkmal erinnert an den Tatort.
Ein Gedenkpfeiler, eine Schautafel und ein Holzkreuz sind alles, was auf dem Ackerland nahe der bayerischen Stadt Schrobenhausen an den Tatort erinnert. Einst stand dort der Bauernhof „Hinterkaifeck“, der Schauplatz eines brutalen Verbrechens war.
In der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 wurden sechs Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Bis heute ist der Fall ungeklärt. Eine morbide Faszination umgibt die Tat, die sich auch immer wieder in Medienberichten niederschlägt. Mehrere Bücher und selbst ein Theaterstück griffen das Thema auf.
Mit der Spitzhacke getötet
Auf dem Hof lebten das Bauernehepaar Andreas und Cezilia Gruber, die verwitwete Tochter Viktoria Gabriel, die siebenjährige Enkelin Cezilia und der zweijährige Enkel Josef sowie die Magd Maria Baumgartner. Hinterkaifeck lag einsam in der Landschaft, umgeben von Ackerland. Der nächste Ort war einen halben Kilometer entfernt.
Die Nachbarn bemerkten erst nach vier Tagen das fehlende Lebenszeichen aus Hinterkaifeck. Drei Männer machten sich auf den Weg – und entdeckten vier Leichen in der Scheune, gestapelt und auf ihnen eine Türe. Die Magd fanden sie tot in ihrem Zimmer unter einer Bettdecke. Zuletzt fanden sie den zweijährigen Josef, ebenfalls ermordert. Der Täter hatte alle Opfer mit einer Spitzhacke erschlagen.
Täter in der Nähe?
Die folgenden Ermittlungen machten den Fall nur mysteriöser. Offenbar wurde das Vieh bis zur Entdeckung der Tat von einem Unbekannten versorgt. Ein Handwerker gab zudem an, eine Maschine in Hinterkaifeck in einem separaten Raum repariert zu haben – ohne jedoch einen Bewohner gesehen zu haben. War der Täter ganz in der Nähe gewesen?
Nach dem Mordfall begannen die Gerüchte zu brodeln. Zum Beispiel wurde gemunkelt, dass Bauer Andreas Gruber mit seiner Tochter Enkel Josef gezeugt haben könnte. Schließlich waren beide in der Vergangenheit wegen Inzests verurteilt worden. Ein Nachbar geriet unter Verdacht, weil er mit Viktoria Gabriel eine Affäre gehabt haben soll. Ebenso wurde über einen Raubmord fantasiert.
Möglicher Täter wird verschwiegen
Die Polizei stellte die Ermittlungen im Jahr 1955 ein. Die Spekulationen zum unbekannten Täter und den Hintergründen wollen trotzdem nicht enden. Im Jahr 2007 untersuchten 15 Polizeischüler den Fall in einer Studienarbeit erneut. Sie recherchierten mit heutigen Ermittlungsmethoden in den alten Akten. Einen Täter nennen sie in ihrem abschließenden Untersuchungsbericht nicht, obwohl sich alle Schüler einig waren, wer die sechs Menschen getötet hatte.
Der Bauernhof Hinterkaifeck wurde 1923, also ein Jahr nach den Morden abgerissen. Dort befinden sich heute Felder und ein kleines Denkmal („Marterl“ genannt). Eine Schautafel mit zwei Bildern informiert über die grausame Tat, die an diesem Ort geschah – und bis heute nicht aufgeklärt ist.
Bewertung
Erlebnis: ★★☆☆☆
Atmosphäre: ★★★★☆
Geschichtsfaktor: ★★★☆☆
Landschaft: ★★★★☆
Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆
Abenteuer: ★☆☆☆☆
Besichtigung
Siehe „Wegbeschreibung“
Strecke (einfach): –
Dauer (Fußweg): –
Kondition: –
Schwierigkeit: –
Gefahren: –
Beste Jahreszeit: –
Wegbeschreibung
Anreise: Die B300 zwischen Augsburg und Ingolstadt nehmen, Abfahrt Waidhofen und in nördlicher Richtung nach Gröben. Dort der Eybergstraße folgen, die am Ortsrand in einen Feldweg übergeht. Nach 500 Metern ist die Andachtsstätte erreicht.
Start und Ziel: –
Weg: Entweder im Dorf parken und zu Fuß zum Denkmal oder forsch mit dem Auto direkt dorthin fahren.
Hinweise: Der Gasthof Bogenrieder bietet Führungen zum Tatort.
Weitere Informationen
Stand: 6.10.2020