Franzensfeste: Die Giga-Festung, an der die meisten Italien-Urlauber nur vorbeifahren


Die Befestigungsanlage Franzensfeste sperrte einst ein Tal in Südtirol. Die riesige Festung, direkt an der Brenner-Autobahn gelegen, wurde militärisch allerdings schnell wertlos.

Was passiert, wenn zu viel Platz vorhanden ist? Richtig, viele Menschen füllen die Leere mit Kunst. Dieser Gedanke kommt auch bei einem Besuch der Festung Franzenfeste (Forte di Fortezza) auf. In der riesigen Anlage aus der österreichischen Kaiserzeit residiert das Südtiroler Landesmuseum. Gezeigt werden dort – neben der Geschichte des Militärbaus – regelmäßig Sonderausstellungen mit künstlerischem Schwerpunkt.   

Viele Italien-Urlauber dürften die Festung bereits gesehen haben. Von außen. Die Anlage versperrt mit ihren 65.000 Quadratmetern Fläche das enge Wipptal. Rund 30 Kilometer südlich vom Brenner führt die Autobahn erst durch den gleichnamigen Ort Franzensfeste, kurz darauf folgt die Festung. Zu erkennen sind die drei Plateaus, auf die sich der Bau erstreckt. Während die untere und die mittlere Festung ineinander übergehen, liegt der obere Abschnitt isoliert auf einem Felshügel.

Sehr gut erhaltener Militärbau

Wer die sehr gut erhaltene Anlage betritt, taucht ein in ein Labyrinth aus unzähligen Räumen, Innenhöfen sowie Treppen und Gängen. Die Größe der Festung – mitsamt Kasernen und einer neugotischen Kapelle – ist imposant. Zur mittleren Festung führt eine lange Treppe (Fahrstuhl vorhanden), für die in den Felsen ein tiefes Loch geschlagen wurde. Die obere Festung, verbunden mit einer unterirdischen Treppe, kann nur in einer Führung besichtigt werden.

Erwähnenswert sind die Bauelemente, die erst in den vergangenen Jahren hinzugefügt wurden. Diese Abschnitte – Treppen, freitragende Brücken und Räume – fügen sich mit ihren kantigen Linien hervorragend in das alte Bauwerk ein. Für Freunde der Architektur ein interessanter Anblick.

Der Kriegsfall, der nie kam

Es fällt allerdings schnell auf, dass die meisten Räume leer sind. Umso mehr die Festung von sich zeigt, umso weniger gibt es zu sehen. Die Kunst-Ausstellungen belegen nur einen kleinen Teil des riesigen Areals. Genauso das Informationszentrum zum gerade im Bau befindlichen Brenner-Basistunnel, das in der Festung eine Heimat gefunden hat. Und der Abschnitt, in der die Geschichte der Festung erklärt wird, fällt kurz aus. Dabei enttäuschen besonders die Infotafeln, die in ihrer Gestaltung schwer lesbar sind. Die bemüht kreative Umsetzung ist auch nicht jedermanns Sache.

An dieser Stelle daher zur Historie: Der Bau der Festung wurde 1833 unter Kaiser Franz I. begonnen. Bis zu 4600 Arbeiter waren beschäftigt und nach fünf Jahren fand die Eröffnung durch Kaiser Ferdinand I. statt. Im Kriegsfall sollte das Fort mit 90 Geschützen ausgerüstet sein. Dazu kam es jedoch nicht.

Goldschatz in der Festung

Bereits 1882 versprechen sich Deutschland, Italien und Österreich gegenseitig den Frieden. Aus der Festung wird ein Depot. Im Jahr 1919 fällt Südtirol an Italien. Im Zweiten Weltkrieg werden vorübergehend die Goldreserven der Banca d’Italia in der Franzensfeste gelagert. Anschließend zieht Italiens Armee ein.

Seit dem Jahr 2017 beherbergt die Festung das 10. Landesmuseum in Südtirol. Derzeit entsteht laut einem Zeitungsbericht ein Konzept für eine neue, größere Dauerausstellung. Vielleicht verschwindet damit eines Tages die Leere, die die Anlage noch umgibt.


Bewertung

Erlebnis: ★★☆☆☆

Atmosphäre: ★★☆☆☆

Geschichtsfaktor: ★★★★☆

Landschaft: ★☆☆☆☆ (die Autobahn lärmt durch das Tal)

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ★★☆☆☆


Besichtigung

Siehe „Wegbeschreibung“

Strecke (einfach): –

Dauer (Fußweg): –

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: –



Wegbeschreibung

Anreise: Von der Brennerautobahn kommende auf der A22 in südliche Richtung fahren. Vor Brixen wird die gleichnamige Ortschaft Franzensfeste und sichbat die Festung passiert, allerdings erst die Ausfahrt Brixen-Pustertal nehmen und dann auf der SS12 einen Kilometer nach Norden fahren. Das Fort ist ausgeschildert.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: –

Hinweis: Die Schilder führen Autofahrer zu einem kostenpflichtigen Parkplatz. Umsonst kann man direkt am Festungseingang parken.


Weitere Informationen

Stand: 8.10.2020