Im idyllischen Augarten von Wien steht ein gewaltiger Nazi-Flakbunker


Umgeben von Barock-Anlagen steht im Augarten in Wien ein massives Flakturm-Paar aus der Nazi-Zeit. Von allen Flakbunkern in der Stadt ist der Gefechtsturm mit seinen dreizehn Etagen der höchste von allen.

Wie in den Himmel ragende und Granaten spukende Kolosse standen drei Flakbunker während des Dritten Reichs in Wien. Eigentlich waren es jeweils drei Gebäudepaare. Auf den Gefechtstürmen waren mächtige Flugabwehrgeschütze installiert, die auf feindliche Flieger in bis zu 20 Kilometer Entfernung feuerten. Auf den Leittürmen thronten Radaranlagen, die die Position der Fliegerverbände für die Kanoniere orteten. Im Inneren der Stahlbeton-Bauten befanden sich Luftschutzräume für jeweils bis zu 30.000 Menschen.

Mehr als 75 Jahre später haben die Hochbunker ihren Schrecken verloren, beeindrucken jedoch noch immer. Die grauen Beton-Ungetüme sind zu einem Teil des Wiener Stadtbilds geworden. Die Nähe zur Wohnbebauung ist es zu verdanken, dass die Alliierten die Bunker, die inzwischen unter Denkmalschutz stehen, nach dem Krieg nicht zu sprengen versuchten. Im Gegensatz zu den Flakbunkern in Berlin und Hamburg sind sie vollständig erhalten.

Baubeginn im Jahr 1942

Der Bau der Betonfestungen war eine Reaktion auf die Angriffe alliierter Bomberverbände im Zweiten Weltkrieg. Zunächst lag Wien noch außerhalb der Reichweite der britischen Langstreckenbomber. Mit dem alliierten Vormarsch in Italien änderte sich dies. Adolf Hitler befahl daher 1942 die Konstruktion der Flakbunker, die Wien vor Luftangriffen schützen sollten.

Bis zum Kriegsende errichtete die Organisation Todt jeweils drei Gefechts- und Feuerleittürme. Als Standorte wurden ausgewählt: Augarten, Arenbergpark sowie Esterházypark bzw. Stiftskaserne. Nach dem erwarteten Sieg im Zweiten Weltkrieg wollten die Nazis die grauen Gebäudefassaden verkleiden und im Inneren zu Denkmälern für tote Wehrmachtssoldaten umgestalten.

Barocker Park mit Flakturm

Heutzutage stehen die massiven Bauten nutzlos im Wiener Stadtbild. Besonders groß ist der Kontrast im Augarten. Die zwei Bunker-Ungetüme stehen inmitten des idyllischen Parks, in den auch eine der ältesten Barock-Anlagen der Stadt integriert ist. Gefechts- und Feuerleitturm wurden nach Bauwerkstyp III ausgeführt. Die Bauzeit erstreckte sich von Juli 1944 bis Januar 1945.

Der Gefechtsturm ist mit seinen dreizehn Etagen der höchste aller Wiener Flaktürme. Seine Außenmauern auf runder Grundfläche sind 2,5 Meter stark. Die Decke ist mit einer Stahlbetonschicht von 3,50 Metern geschützt. Im Inneren waren Rüstungsbetriebe untergebracht. Der Leitturm wurde in 400 Meter Entfernung vom Gefechtsturm errichtet. Das Gebäude wurde mit zwölf Stockwerken konzipiert. Die Deckenstrecke ist ebenfalls 3,50 Meter dick.

Luftaufnahme des Gefechtsturms im Augarten
Luftaufnahme des Gefechtsturms im Augarten (Bild: FujiUser, via Wikipedia, CC BY-SA 3.0)


Bewertung

Erlebnis: ★★★☆☆

Atmosphäre: ★★★☆☆

Geschichte-Faktor: ★★★☆☆

Landschaft: ★★★★☆

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung

Der schöne Augarten in Wien liegt zwischen Kanal und Donau im Volkertviertel. Die Anfahrt ist beisielsweise über die Haltestelle „Gaußplatz“ (Bus 5A, Tram 31) möglich. Dort befindet sich auch der Gefechtsturm, der nicht zu übersehen ist. Der Feuerleitturm liegt nordöstlich leicht zu Fuß zu erreichen.


Weitere Informationen

Stand: 5.11.2021