Petite Ceinture: Paris möchte Touristen von der alten Ringbahn fernhalten


Einst umrundeten Züge die französische Hauptstadt auf der kleinen Ringbahn („Chemin de Fer de Petite Ceinture“). Die stillgelegte Strecke wird momentan in einen Park umgestaltet. Die Fehler ähnlicher Projekte will man in Paris vermeiden.

Wie die „High Line“ in New York soll der „Chemin de Fer de Petite Ceinture“ (kleine Ringbahn) in Paris auf keinen Fall werden. Wie in den USA wird auch in Frankreich die ehemalige Eisenbahnstrecke, die in einem 32 Kilometer langen Ring um die Stadt verläuft, in einen Park umgewandelt.

In New York führte dies dazu, dass sich die „High Line“ auf einer alten Hochbahntrasse zu einem touristischen Magneten entwickelte. Für die Anwohner endete damit nicht nur das Alltagsleben in einer intakten Nachbarschaft. Es entwickelte sich zudem ein Immobilien-Boom mit steigenden Mietpreisen und Gentrifizierung.

Diese Entwicklung soll die ehemalige Pariser Ringbahn nicht nehmen. Das im Jahr 2007 gestartete Projekt befindet sich noch in der Umsetzungsphase. Abschnitt um Abschnitt werden weitere Stücke der Trasse umgestaltet und der Öffentlichkeit übergeben.

Wer den schlauchartigen Park betritt, fühlt sich sofort abseits des quirligen Lebens in Paris. Auf der „Chemin de Fer de Petite Ceinture“ ist vergleichsweise wenig los. Vor allem Jogger, Spaziergänger und Hundebesitzer sind dort unterwegs. Gastronomie gibt es kaum.

Zu der eher ruhigen Atmosphäre trägt bei, dass sich der neue grüne Gürtel nicht in das Wegenetz der Stadt einfügt. Die alte Bahnstrecke verläuft zwischen den Gebäuden, mal erhöht, mal tiefergelegt. Zugänge gibt es vergleichsweise wenige. Die alten Tunnel sind in der Regel vergittert. Passanten müssen die alte Strecke also immer wieder verlassen. Für die Mehrheit der Touristen dürfte die Ringbahn daher unattraktiv sein.

Die Geschichte

Die Entstehungsgeschichte des „Chemin de Fer de Petite Ceinture“ hängt eng mit dem Eisenbahnnetz in der Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen. Damals führten zahlreiche private Eisenbahnstrecken aus ganz Frankreich nach Paris, um dort an verschiedenen Kopfbahnhöfen zu enden.

Es gab keine Verbindungsstrecken zwischen den Endstationen. Für Passagiere war dies unangenehm. Für den Warentransport war dies jedoch ein logistisches Problem. Die Güter mussten an einem Bahnhof entladen, durch Paris gekarrt und an einem anderen Bahnhof wieder in Waggons geladen werden.

Im Jahr 1851 einigten sich die französische Regierung und die Eisenbahngesellschaften, eine Verbindungsstrecke für Passagier- und Güterzüge zu bauen und dafür ein Konsortium zu bilden. In den folgenden Jahren wurden immer weitere Abschnitte der „Chemin de Fer de Petite Ceinture“ mitsamt Bahnhöfen und Abzweigungen zu anderen Bahntrassen eröffnet.

Am 25. März 1869 wurde der Ring um Paris geschlossen. Die Strecke wurde dabei so angelegt, dass sie der damals noch existierenden Stadtbefestigung aus dem 19. Jahrhundert folgte, die aus Forts und Wällen bestand. Im Kriegsfall wollte man die Ringbahn auch militärisch nutzen.

Rund 50 Jahre begann der Niedergang der Bahnstrecke. Die Nachfrage sank. Der Personenverkehr wurde 1934 eingestellt. Busse übernahmen den Transport. Güterzüge rollten weiterhin auf der Trasse, jedoch weniger häufig als in den vorherigen Jahrzehnten. Im Jahr 2007 wurde der „Chemin de Fer de Petite Ceinture“ endgültig aufgegeben.

Chemin de Fer de Petite Ceinture
Die Karte von 1918 zeigt den Verlauf der Petite Ceinture de Paris (rot) und der früheren Stadtmauer (schwarz).
(Bild: Public Domain)


Bewertung

Erlebnis: ★★★★☆

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichte-Faktor: ★★★☆☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung

Viele frühere Abschnitte der Petite Ceinture wurden bereits in Parkanlagen umgewandelt. Wie es die Strecke als Ringbahn bereits vermuten lässt, gibt es Zugangsmöglichkeiten kreisförmig im gesamten Pariser Zentrum (die Markierung auf der Karte ist nur eine Möglichkeit). Mitunter kann es daher angesichts der Möglichkeiten schwierig sein, sich für einen Zugang zu entscheiden. Empfehlenswert ist es, einfach den nahsten Zugang zum eigenen Standort aufzusuchen. Eine brauchbare Übersichtskarte bietet diese Website. Achtung: Die Zugangsstellen werden erst angezeigt, nachdem man auf „Promenades et leurs accès“ neben dem Männchen-Symbol gegeklickt hat.


Stand: 29.9.2021