SA-Gefängnis Papestraße: Hingekritzelte Hakenkreuze im früheren Folterkeller


Der Nazi-Folterkeller in der Berliner Papestraße bestand zwar nur wenige Monate. Viele Menschen überlebten die Folterungen der SA jedoch nicht. Der Schreckensort ist weitgehend im Original erhalten geblieben.

„Jude David Moses Wiener-Trisker 15. Juni 1933“ ist auf einer Wand zu lesen. Unter welchen Umständen die Inschrift dorthin kam, ist unklar. An einer anderen Stelle sind jedoch Hakenkreuze auf den Putz gekritzelt. Die Hinterlassenschaften hinterlassen einen vagen Eindruck von den Geschehnissen, die sich in dem Gebäude nahe des heutigen Bahnhofs Berlin-Südkreuz abgespielt haben müssen. Die SA-Feldpolizei hatte dort auf einem Gelände einer ehemaligen Eisenbahnkaserne einen Folterkeller eingerichtet. In den wenigen Monaten seines Bestehens von März bis Dezember 1933 waren dort vermutlich 500 Menschen eingesperrt.

Die Nazis sperrte in den Keller zunächst Unterstützer der Weimarer Republik. Unter den Häftlingen waren jedoch hauptsächlich Gewerkschaftsangehörige, KPD- und SPD-Mitglieder sowie jüdische Berliner. Auch Frauen waren inhaftiert. Die Wärter misshandelten und folterten regelmäßig ihre Opfer, die oftmals sadistische Praktiken über sich ergehen lassen mussten. Frauen drohten ständig die Vergewaltigung. Schätzungen zufolge überlebten 30 Häftlingen die Misshandlungen nicht.

Wie das Gebäude nach 1933 weiter genutzt wurde, ist nicht bekannt. In der Nachkriegszeit war außerdem das Wissen über den genauen Standort des Folterkellers verloren gegangen. Erst im Jahr 1992 konnte das Gebäude an der Werner-Voß-Damm 54a als ehemaliger Standort des SA-Gefängnisses ausgemacht werden. Im Kellergeschoss sind Räume, Türen und Wandanstriche weitgehend im Original erhalten. Eine Seltenheit im Vergleich zu anderen Schreckensorten der Nazis. Seit dem Jahr 2011 befindet sich in dem Gebäude der „Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße“.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichte-Faktor: ★★★★★

Landschaft: ☆☆☆☆☆

Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆

Abenteuer: ☆☆☆☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung

Der Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße liegt rund 150 Meter östlich von der S-Bahn- und Bus-Haltestelle „Südkreuz“ an der Adresse Werner-Voß-Damm 54A, 12101 Berlin. Hinweis: In der Nähe befindet sich der ebenfalls interessante Schwerbelastungskörper der Nationalsozialisten.


Weitere Informationen

Stand: 18.9.2021