Siedlung Abades: Von der Lepra-Station zum Graffiti-Paradies auf Teneriffa


Der Ort Abades sollte einst gänzlich den Lepra-Kranken auf Teneriffa vorbehalten sein. Heutzutage ist die Geisterstadt bei Touristen sehr beliebt. Neben verlassenen Gebäuden und Graffiti gibt es ein interessantes Kirchengebäude zu sehen.

Die Entstehungsgeschichte von Abades beginnt im Jahr 1943. Damals gab es bereits im Norden von Teneriffa ein provisorisches Sanatorium für Lepra-Kranke. Verstorbenen Patienten warf man kurzerhand ins Meer. In Abades, einem hügeligen Abschnitt an der Küste im Süden der Insel, wurde von Grund auf eine neue Lepra-Station – das „Sanatorio de Abona“ – konzipiert. Dazu gehörten ein Krankenhaus, ein Verwaltungsgebäude und ein Krematorium. Für die Patienten sollte es mehrere Bungalows geben. Das markanteste Gebäude war jedoch die Kirche.

Die Arbeiten an der Lepra-Station begannen und wurden kurz darauf wieder gestoppt. Fortschritte in der Medizin, mit denen die Krankheit auf der Insel besiegt werden konnte, hatten den Weiterbau überflüssig gemacht. Zurück blieben die Gebäude im Rohbau.

Trainingsort für den Häuserkampf

Das Militär erkannte daraufhin den Nutzen von Abades. Die Geisterstadt bot Soldaten die idealen Bedingungen, um den Häuserkampf zu trainieren. Im Jahr 2002 wurde das Gelände an einen Investor verkauft. Wie so oft auf Teneriffa geschah im Anschluss nichts. Der Rohbau des „Sanatorio de Abona“ steht noch immer. Er ist ein beliebter Lost Place. Obwohl es sich um Privatgelände handelt, besuchen jeden Tag zahlreiche Touristen mit gezückten Fotokameras die Ortschaft.

Übrigens: Neben der Lepra-Station ist im Lauf der Zeit eine bewohnte Siedlung entstanden, die auch den Namen Abades trägt. Dort lebten die Bewohner lange Zeit in einfachen Holzhäusern. Für die Weiterentwicklung des Ortes wurden die Holzbauten 1986 allesamt abgebrannt. Es entstand die heutige Siedlung mit ihren Reihen-Steinhäusern und einer Kapelle.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichte-Faktor: ★★★★☆

Landschaft: ★★★☆☆

Abgeschiedenheit: ★★★☆☆

Abenteuer: ★★★☆☆



Besichtigung und Wegbeschreibung

Die Geisterstadt liegt bei Abades nahe der Autobahn TF-1. Die Anfahrt ist über zwei Wege möglich. 1. Die Autobahn an der Ausfahrt 39 verlassen und direkt an der Küste entlang nach Süden in Richtung Leuchturm von Abona. In dem letzten kleinen Ort davor nach rechts auf eine holprige Steinpiste abbiegen und der Straße folgen. Die Straße endet unmittelbar vor der Geisterstadt. Dort befindet sich auch einige wenige Parkplätze. 2. Bis Abades fahren und dort parken in der Nähe der Adresse C. Caleta María Luisa 12. 100 Meter Fußweg nach Osten über das Gelände befindet sich schon das Highlight der Geisterstadt: die Ruine einer Kirche.

Eigentlich ist es verboten, das Areal zu betreten. Allerdings scheinen die zahlreichen Touristen gedulded zu werden. Zumindest ließ ein vorbeifahrender Security-Dienst die Menschen in Ruhe. Das Areal ist relativ groß. Mit einer Stunde Besuchszeit ist daher zu rechnen.


Stand: 17.9.2021