Tegeler Fließ: Wasserbüffel, Biber und versteckte DDR-Stachelmatten


Das Tegeler Fließ im Norden Berlins gilt als Geheimtipp. In der Moor- und Sumpflandschaft sind Pflanzen und Tiere zuhause, die in der Hauptstadt normalerweise nicht anzutreffen sind.

Berlin besitzt viele Parkanlagen. Naturbelassene Flecken gibt es hingegen kaum. Eine Ausnahme bildet das Tegeler Fließ. Es bezeichnet eigentlich einen Bach, gemeint ist aber die von ihm gebildete Landschaft, die sich im äußersten Norden Berlins befindet. Der Bach schlängelt sich aus Brandenburg kommend auf zehn Kilometern durch die Stadt – bis er in den Tegeler See mündet.

Das urige Gebiet besteht aus Feuchtwasserwiesen, Sümpfen und Mooren. In dem Unterholz gedeihen seltene Pflanzen und dafür angepasste Tiere fühlen sich wohl. Darunter sind Kraniche, Biber und Fischotter. Gefährdete Arten wie Braunkehlchen, Beutelmeise sowie bestimmte Falter und Schmetterlinge haben ebenfalls eine Heimat gefunden.

Wasserbüffel als Landschaftspfleger

Nicht auf natürliche Weise sind hingegen die Wasserbüffel zum Tegeler Fließ gekommen, die dort an einer Stelle weiden. In einem Projekt des Bezirks und des Senats wurde im Jahr 2015 eine Herde der Tiere im Schutzgebiet angesiedelt. In dem eingezäunten Areal dienen sie quasi als tierische Landschaftspfleger, die die Flächen abgrasen.

Der Mensch greift bereits seit langem in das Gebiet ein. Im 13. und 14. Jahrhundert entstehen etwa zahlreiche Dörfer, darunter Tegel (Jahr 1322), vermutlich wegen des großen Fischvorkommens. Mit dem Bau von Wassermühlen im 15. Jahrhundert vermoort die Wasserlandschaft. Die Wiesen werden landwirtschaftlich genutzt.

Deutsch-deutsche Grenze

Ab dem 19. Jahrhundert beginnt man, Torf zu stechen und Ton zu fördern. Ende des 19. Jahrhunderts wird Abwasser aus anderen Stadtteilen über das Tegeler Fließ abgeleitet. Die umweltschädliche Methode der Verrieselung wird erst 1985 eingestellt.

Während der deutsch-deutschen Teilung verläuft die Grenze der DDR zu West-Berlin entlang eines Abschnitts des Tegeler Fließes. Mehrere Grenzsicherungsanlagen werden in dieser Zeit in der angrenzenden Auenlandschaft errichtet.

Metalldornen im Moor

Im Jahr 2013 werden bei Bauarbeiten in den Eichwerder Moorwiesen Stachelmatten aus dieser Zeit gefunden. Die Metallgerüste sind mit zehn Zentimeter langen Dornen bestückt. Die DDR-Grenzer hatten sie einst in den Wassergräben senkrecht aufgestellt, in Ufernähe flach im Wasser versteckt. Damit sollte die Flucht von der DDR in die Bundesrepublik verhindert werden.

Zum Glück sind diese Schrecken lange vorbei. Heutzutage finden Besucher im Tegeler Fließ einen seltenen natürlichen Raum – eine Idylle im Norden der Metropole Berlin.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★☆

Geschichtsfaktor: ★☆☆☆☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★☆☆☆☆

Abenteuer: ★★★★☆


Besichtigung

Strecke (einfach): 16 Kilometer

Dauer (Fahrrad): 2 Stunden

Kondition: –

Schwierigkeit: Die größte Herausforderung ist es, sich zu orientieren und den Weg zu finden.

Gefahren: –

Beste Jahreszeit: Sommer



Wegbeschreibung

Anreise: In Berlin mit der S-Bahn zur Station „Mühlenbeck-Mönchmühle“, hier beginnt die Fahrradtour.

Start und Ziel: S-Bahn-Station „Mühlenbeck-Mönchmühle“ und S-Bahn-Station „Tegel“

Weg: Von der Station zunächst in südöstlicher Richtung zum Bach Tegeler Fließ bzw. Fließtal, dann Richtung Südwesten durch den Wald (52°38’36.7″N 13°23’53.3″E), die Bundesstraße B96a überqueren und zum Köppchensee (52°37’24.8″N 13°22’09.6″E) und weiter auf dem Kleinen Sprintgraben, immer am Bachverlauf orientieren. Man kommt an einem großen Pferde- und Reiterhof (52°37’22.2″N 13°21’24.9″E) vorbei. Nächster Orientierungspunkt ist der Eichwerder Steg, zunächst rechts abbiegen und nach 50 Metern ist eine kleine Infoanlage zu den ehemaligen Grenzanlagen anzutreffen, dann zurück und nicht zurück zum Steg, sondern bis zum Kleinen Torfstich (52.619927, 13.320135). Durch Hermsdorf hindurch (an Berliner Str. 145 rechts abbiegen) wieder zum Bachverlauf. Folgen bis zu den Wasserbüffeln (Mühlenfeldstraße, 13467 Berlin), dann weiter am Bachverlauf orientieren bis zum Biber-Damm (52°36’02.4″N 13°17’20.2″E). Die Tour endet an der S-Bahn-Station Tegel. In der Nähe befindet sich auch eine U-Bahn-Station.

Hinweise: Für die Radtour empfielt es sich dringend, ein Navigationssystem zur Orientierung mitzunehmen. Die Wasserbüffel sind – Irrtum vorbehalten – nur im Sommer anzutreffen.


Weitere Informationen

Stand: 10.10.2020