Der italienische Nationalheld Garibaldi gewann bei Bezzecca eine Schlacht gegen Österreich und musste sich doch zurückziehen. Im Ersten Weltkrieg gruben die Italiener dann ein Tunnelsystem unter den geschichtsträchtigen Ort.
Das 600-Seelen-Dorf Bezzecca liegt abseits des Gardasees im Ledro-Tal. Doch besitzt der verschlafene Ort große Bedeutung für das italienische Nationalbewusstsein. Am 21. Juli 1866 fand dort die Schlacht bei Bezzecca statt. Dem Nationalhelden Giuseppe Garibaldi gelang mit seiner Freiwilligenarmee ein Sieg über österreichische Einheiten.
Die Schlacht markiert eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einem Nationalstaat Italien. Bezzecca war ebenso Schauplatz eines geläufigen Auspruchs. „Obbedisco“ – „Ich gehorche“, antwortete Garibaldi auf den Befehl des Königs, sich trotz des Sieges zurückzuziehen. Bezzecca gehörte auch weiterhin zu Österreich.
Rückzug auf die Berge
Wenig verwunderlich war das Dorf im Ersten Weltkrieg erneut Zankapfel zwischen beiden Nationen. Noch vor den Kämpfen waren die Bewohner von Bezzecca nach Böhmen zwangsevakuiert worden. Als Italien 1915 schließlich in den Krieg eintrat, um sich Gebiete Österreichs einzuverleiben, zogen sich die Soldaten der Habsburger Armee auf die Berggipfel entlang des Ledro-Tals zurück. Der Krieg tobte von da an im Gebirge.
Bezzecca, inzwischen in italienischer Hand, lag nah an der Frontlinie. Es wurde immer mit Artillerie beschossen. Die italienische Armee baute den strategisch wichtigen Ort daher zu einem unterirdischen Militärstützpunkt aus. Auf dem Hügel Colle di Santo Stefano wurden gedeckte Laufgräben aus Beton gegossen. Unter der Erde wurde Tunnel und Kavernen gesprengt, die in einem Netzwerk miteinander verbunden waren.
Dieses weitläufige System ist erhalten geblieben und kann während eines Spaziergangs besichtigt werden. Auf dem Hügel sind ebenso zahlreiche Denkmäler und Gedenktafeln errichtet worden. Mal erinnern sie an den Ersten Weltkrieg, mal an den Sieg von Garibaldis Armee.
Zu sehen ist ebenso die Kirche Santo Stefano. Sie wurde während der Schlacht im Jahr 1866 vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde sie 1938 zu einem Militärheiligtum ernannt. Im Inneren werden die sterblichen Überreste von italienischen Gefallenen verwahrt. Darunter sind 61 Soldaten, die für Garibaldi kämpften, sowie 37 Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg.
Verschlafen und doch bedeutsam
Am Fuß des Colle di Santo Stefano, dort befindet sich der Eingang zu dem Tunnelsystem, liegt der Dorfkern von Bezzecca. Auch dort ist die Geschichte allgegenwärtig. Straßen, Gebäude sowie Plätze tragen Namen des italienischen Nationalhelden, zum Beispiel der Garibaldi-Platz. Neben weiteren Denkmälern kann man ein Museum besuchen – natürlich über die Schlacht von 1866.
Bezzecca mag auf den ersten Blick ein verschlafenes Dorf sein. Seine Bedeutung für den Nationalstaat Italien ist jedoch immens. Wer Bezzecca erkundet, stellt schnell fest, dass der gesamte Ort ein spannendes Freilichtmuseum ist.
Bewertung
Erlebnis: ★★★☆☆
Atmosphäre: ★★★★☆
Geschichtsfaktor: ★★★★★
Landschaft: ★★★★☆
Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆
Abenteuer: ☆☆☆☆☆
Besichtigung
Strecke: nach eigenem Ermessen
Dauer: ein bis zwei Stunden
Kondition: keine
Schwierigkeit: keine
Gefahren: keine
Beste Jahreszeit: immer
Wegbeschreibung
Anreise: Vom Gardasee kommend führt die Straße SS240 nach Bezzecca. In dem kleinen Ort parken.
Start und Ziel: Parkhaus
Weg: Der Ort ist klein, so dass eine eigenständige Erkundung kein Problem darstellen sollte.
Hinweise: In der Gegend befinden sich zahlreiche interessante Militärstellung aus dem Ersten Weltkrieg, beispielsweise Monte Creino, Festung Riva oder Cima Capi und Cima Rocca.
Weitere Informationen
Stand: 17.5.2021