Im Kleistpark befindet sich das Berliner Kammergericht, das älteste Gericht Deutschlands. Darin tagte auch der Volksgerichtshof der Nazis. Auf der heutigen Parkanlage befand sich einst ein Botanischer Garten, später eine Rennbahn. Ein Blick auf das historisch interessante Areal.
1. Kammergericht und Volksgerichtshof
Den Eingang des Kleistparks zieren zwei Säulengänge, die Königskolonnaden. In der Ferne thront das mächtige Gerichtsgebäude. Bei dem dort angesiedelten Kammergericht handelt es sich um das älteste Gericht in Deutschland. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1468 ist es ohne Unterbrechung tätig. Nach wechselnden Standorten bezog es 1913 ein eigenes Gebäude im Kleistpark in Berlin-Schöneberg. Der denkmalgeschützte Sandsteinbau mit repräsentativer Fassade ist im Neobarockstil gehalten.
Im Dritten Reich stellte sich das Kammergericht in den Dienst des NS-Regimes. Mit seinen Urteilen unterstützte es die Nazi-Gesetzgebung. Die Richter verurteilten mindestens 69 Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter zwischen den Jahren 1943 und 1945 zum Tod. Dazu trugen auch die einige Prozesse des Volksgerichtshofs bei, die in den Räumlichkeiten des Kammergerichts stattfanden. Dieses politische Sondergericht behandelte Fälle von Hoch- und Landesverrat gegen das NS-Regime. Der Schauprozess gegen die Attentäter vom 20. Juli 1944 fand ebenso im Plenarsaal des Kammergerichts statt. Auf Befehl Hitlers wurde der Prozess gefilmt, in dem die Angeklagten gedemütigt, beschimpft und angeschrien wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog 1945 der Alliierte Kontrollrat in das Gebäude ein. Im Plenarsaal tagte außerdem das Internationale Militärtribunal, das die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse vorbereitete. Nach der Wiedervereinigung erhielt die Stadt Berlin das Gerichtsgebäude zurück. Seit 1997 sitzt das Kammergericht wieder in seinem angestammten Platz im Kleistpark.
2. Kleistpark (Heinrich-von-Kleist-Park)
An der Stelle des heutigen Kleistparks befand sich rund 200 Jahre lang ein Botanischer Garten. Im 19. Jahrhundert wurde zusätzlich ein Königlich Botanisches Museum errichtet. Ebenso entstand ein Palmenhaus aus Glas und Stahl. Anfang des 20. Jahrhunderts zog der Botanische Garten aus Platzmangel nach Lichterfelde um.
Auf dem Areal wurde eine Rennbahn aufgebaut. Doch am Einweihungstag schleuderte ein Motorrad in das Publikum. Neun Menschen kamen ums Leben. Die Rennbahn wurde daraufhin demontiert. In Folge entstand auf einem Teil des Areals eine Parkanlage.
Im Jahr 1910 wurde am Eingang an der Potsdamer Straße die sogenannten Königskolonnaden errichtet. Die Sandstein-Säulengänge waren von der Königsbrücke am Alexanderplatz, wo sie seit 1780 standen, nach Schöneberg versetzt worden. 1911 erhielt die Anlage den Namen Heinrich-von-Kleist-Park, kurz: Kleistpark.
Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde die Grünanlage mehrmals umgebaut. Erhalten ist übrigens das Gebäude des früheren Königlich Botanischen Museums, das im Krieg zerstört und rudimentär wieder aufgebaut wurde. Es steht unscheinbar an der Grunewaldstraße 6.
Bewertung
Erlebnis: ★★☆☆☆
Atmosphäre: ★★☆☆☆
Geschichte-Faktor: ★★★★★
Landschaft: ★☆☆☆☆
Abgeschiedenheit: ☆☆☆☆☆
Abenteuer: ☆☆☆☆☆
Besichtigung
Strecke: nach eigenem Ermessen
Dauer: nach eigenem Ermessen
Kondition: keine
Schwierigkeit: keine
Gefahren: keine
Beste Jahreszeit: keine
Wegbeschreibung
Anreise: In Berlin mit der U-Bahn bis zur Station „Kleistpark“. Der Hauptstraße in nördliche Richtung folgen. Dort stehen auf der linken Seite die Königskolonnaden.
Hinweise: In der Nähe befindet sich das Pallaseum sowie David Bowies frühere Wohnung.
Weitere Informationen
- keine
Stand: 20.6.2021