Kaum bekannt: Der Alpenwall (Vallo Alpino) im Norden Italiens


In Deutschland gab es den Westwall und den Ostwall. In Frankreich ist die Maginot-Linie allseits bekannt. Und in Italien? Dort gab es den wenig bekannten Alpenwall, mit dem die Grenze zu Frankreich, der Schweiz, Österreich und Slowenien militärisch gesichert wurde.

In den 1920er begannen die Bauarbeiten an den Sperrwerken. Der Vallo Alpino (oder auch Vallo Alpino del Littorio) war allerdings nicht als durchgehende Verteidigungslinie im Hochgebirge konzipiert. Vielmehr entstanden Bunker, Festungswerke, Artilleriestellungen, Kasematten und Panzersperren an strategisch wichtigen Punkten wie Pässen, Tälern und Zugangswegen. Die Bauwerke waren in einer Sperrzone positioniert, die bis zu 70 Kilometer ins Landesinnere reichte.

Diktator Benito Mussolini ließ die Bauarbeiten an der Grenze zu Österreich Ende der 1930er-Jahre fortführen, obwohl er mit Nazi-Deutschland einen Pakt geschlossen hatte und mit Adolf Hitler Freundschaftsgesten austauschte. Als sich Hitler persönlich beschwerte, gingen die Arbeiten heimlich weiter. Offensichtlich war das Misstrauen trotz ähnlicher Ansichten groß. im Abschnitt Südtirols entstanden insgesamt 350 Artillerie- und Infanteriewerke zwischen 1938 und 1942.

Der Bau der Befestigungslinie, die damals ohne Medienkampagne errichtet wurde und daher vergleichsweise unbekannt ist, blieb in weiten Teilen unvollendet. Im Zweiten Weltkrieg marschierte die Wehrmacht unbehelligt in Italien ein.

Nach dem Krieg und den damit verbundenen Grenzverschiebungen lagen viele Anlagen des Vallo Alpino nicht mehr auf italienischem Gebiet – ausgenommen der Militärstellungen an der Grenze zur Schweiz und Österreich. Das italienische Militär betrieb sie teilweise bis zum Jahr 1990 weiter. Heutzutage sind einige Anlagen touristisch erschlossen. Die Mehrheit liegt überwachsen und unbemerkt in der Gebirgslandschaft.

Beispiel für eine Militärstellung des Alpenwalls:



Stand: 8.7.2022